die anderen:
Die Zeitung De Volkskrant aus Den Haag kommentiert den Prozesses gegen „Mister Intifada“, Marwan Barguti, vor einem israelischen Gericht: Die israelischen Ankläger sagen, sie hätten Dokumente, die Barguti und (den palästinensischen Autonomiepräsidenten Jassir) Arafat in Verbindung mit den Selbstmordanschlägen bringen. Dass Israel jene verfolgt, die für diese Anschläge verantwortlich sind, ist gut und recht. Selbstmordattentate, die auf unschuldige Bürger zielen, sind als Kampf- und Druckmittel inakzeptabel. Dennoch ist es nicht klug von Israel, den Konflikt mit den Palästinensern allein auf ein Terrorismusproblem zurückzuführen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon ist dabei zu eilfertig, weil er hofft, sich so US-amerikanische Rückendeckung zu verschaffen als Stütze für George W. Bush im Kampf gegen den Terrorismus. Aber es ist die israelische Besetzung von palästinensischen Gebieten, die den Kern des Problems bildet. Und solange dieses Problem nicht beseitigt ist, wird der Konflikt nur weiter eskalieren.
Libération aus Paris meint zur Polenreise von Papst Johannes Paul II.: Selbstverständlich tritt Gott nicht ab. Dies scheint die wesentliche Botschaft der 98. Auslandsreise von Papst Johannes Paul II. zu sein. Die Reise des Führers der katholischen Kirche wird wie üblich die Massen anziehen. Indem sich der Pontifex maximus nach Krakau begibt, kehrt er nicht nur zurück zu den Ursprüngen seines Glaubens und seines Pontifikats. Er dementiert mit seinen Taten auch diejenigen, die ein wenig schnell die Soutane des Vikars von Jesus Christus verkauft hatten, als sie die baldige Demission des alten Mannes ins Spiel brachten und seinen Rückzug nach Krakau aus Gesundheitsgründen voraussagten.
Die Komsomolskaja Prawda aus Moskau sagt den baldigen Sturz von Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko voraus: Lukaschenko kann natürlich im Namen Weißrusslands alle Vorschläge einer Annäherung ablehnen. Aber dann hat Russland einen Grund, die Wirtschaftshilfe für den Nachbarn einzustellen. Schnell wird sich eine Finanz- und Wirtschaftskrise einstellen. Der Westen wird nicht helfen. Vielleicht wird Lukaschenko seine Kontakte zu den „Schurkenstaaten“ ausbauen. Aber Geld würde auch das nicht bringen, und die Isolation seines Regimes würde sich nur verschärfen. In der Folge wird die Elite in Übereinstimmung mit der Bevölkerung den Präsidenten absetzen. Und dem neuen Staatsoberhaupt wird nichts anderes übrig bleiben, als dem Zusammenschluss mit Russland zuzustimmen.
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