die Wahrheit: Perfektes Maskottchen
Heiner Lauterbach lässts wieder blubbern und macht beträchtlichen Radau im Premiumsegment der Möbelbranche.
J etzt ist es passiert: Die Wirtschaftskrise hat auch die Möbelbranche erfasst. In dieser Not, die selbst den Teufel Fliegen fressen lässt, ist die Münchner Firma Who’s perfect („Deutschlands Marktführer bei italienischen Designermöbeln“) auf einen geradezu wahnwitzig anmutenden Rettungsplan verfallen: Sie hat den Schauspieler Heiner Lauterbach als Maskottchen für einen Reklamefeldzug verpflichtet: „TV-Star Heiner Lauterbach wird ’Design-Botschafter‘.“
Die Älteren unter den Bundesbürgern werden sich vielleicht noch erinnern: Im Februar 2006 figurierte Lauterbach auf Seite 1 der Bild-Zeitung unter der Schlagzeile „So wild trieb ich’s im Puff“, und er bekannte sich fröhlich zu seinen diesbezüglichen Aktivitäten: „Im Bordell ließ ich es gerne blubbern.“
Dagegen wäre wenig einzuwenden gewesen, wenn Lauterbach damit in einer privaten Skatrunde renommiert hätte und nicht ausgerechnet in Europas größtem Dreckblatt. Was ist der Besuch eines Bordells gegen die publizistische Verwertung von Bordellvisiten zur Imagepflege? Und noch dazu in der Bild-Zeitung?
Heiner „Dicke Hose“ Lauterbach hatte damit öffentlich Harakiri begangen. Kein geistig auch nur halbwegs integrer Mensch kann ihn seither noch ernst nehmen. Um so komischer wirkt jetzt Lauterbachs Einsatz in den Diensten eines Möbelriesen, der sich diesen Blubberkopf „ins Boot geholt“ hat: „Der charismatische Schauspieler mit der dezenten Lebemann-Note soll im Fernsehen Stil- und Wohnfragen erläutern und dabei die Rolle von Who’s perfect als führendem Anbieter im Premiumsegment unterstreichen.“
So steht es in großen Zeitungsanzeigen, in denen man den schwarzgewandeten „Markenbotschafter“ Lauterbach sehr breitbeinig auf einem hellhäutigen Sofa posieren sieht. Der Hinweis auf die „dezente Lebemann-Note“ bezieht sich natürlich auf die von Bild ausgelärmten Puffbesuche des Botschafters.
„Note“ ist gut, und „dezent“ ist noch besser: Wäre etwas Undezenteres vorstellbar als die Schilderung sexueller Ausschweifungen in den Spalten von Mathias Döpfners und Kai Diekmanns Fachjournal für Unterleibsgeschichten? Und dann noch „Lebemann“ – herrje! Sind Männer, die ihr Geschlechtsleben auf der Frontseite der Bild-Zeitung ausagieren, denn nicht bestenfalls klebrige Stutenkerle?
Herausragend ist auch die Vokabel „Premiumsegment“. Vermutlich ein anderes Wort für „Der letzte Dreck“. Es kann jedenfalls nur fabelhaft werden, wenn der charismatische Lebemann Lauterbach im Fernsehen Stil- und Wohnfragen erörtert und dabei die Rolle von Who’s perfect als führendem Anbieter im Premiumsegment unterstreicht. (Mit Vaseline?)
Der Who’s-perfect-Vertriebsleiter Thorsten Riepen hat die Gründe für die Wahl des Botschafters offenherzig erläutert: „Weil der perfekt zu uns passt. Ein authentischer Typ mit Ecken und Kanten, der sich nicht so leicht was vormachen lässt und für klare Worte steht. Lauterbach verkörpert wie kein anderer Glaubwürdigkeit, Kompromisslosigkeit und Geschmack.“
Geschmack! Wenn die Produkte dieses Möbelanbieters ebenso geschmackvoll sind wie Heiner Lauterbachs Geschäftsverbindung mit den Herausgebern seiner Puffmemoiren, dann können sich die Konkurrenten von Who’s perfect die Hände reiben. Und in München dürften wohl schon bald ein paar Designmöbelverkäufer die Arbeitslosenstatistik der bayerischen Landeshauptstadt bereichern.
Oder sollte es tatsächlich eine nennenswerte Zahl von Verbrauchern danach gelüsten, sich auf Sitzmöbeln niederzulassen, deren Ecken und Kanten denen eines Schauspielers gleichen, der so kompromisslos ist, dass er für die Yellow Press mit offener Hose Männchen macht und seine Auffassung von Stilfragen an Designmöbelspezialisten verkauft?
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