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detailDer Knurrer

Huub Stevens Foto: dpa

Einmal im Leben Huub Stevens sein – für Domenico Tedesco wird es ein Traum bleiben

Huub Stevens möchte man sein. Dem neuen alten Trainer von Schalke 04 hat man einst den Spitznamen „Knurrer von Kerkrade“ verpasst. Und immer wenn der mittlerweile 65-Jährige in den letzten acht Wochen der Bundesligasaison wieder mal ein Team in akuter Abstiegsnot übernimmt, warten alle nur darauf, dass Stevens auf die Benimmregeln in der Beletage des Profifußballs pfeift und eben nach Leibeskräften knurrt.

Am Samstag, als die Schalker die Heimpartie gegen Eintracht Frankfurt in der 99. Minute wegen eines Handelfmeters noch verloren und die üblichen kritischen Journalistenfragen danach gestellt wurden, konnte Stevens sich wieder nach Herzenslust austoben. „Hör auf!“, bluffte er einen besonders penetranten Fragesteller an, der wissen wollte, ob die Gelb-Rote Karte am Ende nicht unnötig gewesen sei. „Ich antworte dir nicht mehr. Weg! Du bist lächerlich. Du stehst hier und bist der große Junge, aber du bist lächerlich. Hast du kein Gefühl dafür?“ Schreiben könne der Journalist, was er wolle, er sei in zwei Monaten ohnehin wieder weg.

Domenico Tedesco, der sich vor Stevens mit dem Team und Vereinsumfeld abmühte, dürfte vor Neid erblassen. Der Klassenbeste seines DFB-Trainerlehrgangs hätte in der Lage vermutlich streng nach den Lehrbuchregeln der Hennes-Weisweiler-Akademie geantwortet. Musterlösung Nummer 1: „Das ist eine Frage, die man stellen kann. Wir werden das Spiel kritisch analysieren und vor allem werde ich mich selbst hinterfragen.“ Einmal im Leben Huub Stevens sein. Schön wär’s. (jok)

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