: der teufel an der wand
Rupert Murdoch
Immer dann, wenn Leo Kirch das Geld ausgeht, malt er den Teufel an die Wand: Rupert Murdoch. Geht Kirch, kommt Murdoch, so die Argumentation. Und das könne keiner wollen, denn mit dem internationalen Tycoon gälten plötzlich ganz neue Spielregeln im deutschen Medienmarkt.
Murdoch ist schon jetzt mit 24 Prozent an Kirchs Pay-TV Premiere World beteiligt, wegen anhaltender Erfolglosigkeit kann er im Oktober den Sender ganz übernehmen oder sich auszahlen lassen. Und Murdoch will nicht nur Premiere, sondern auch Kirchs Free-TV und Rechtehandelstochter KirchMedia. Es geht um rund 1,8 Milliarden Euro, die Kirch nicht hat. Murdochs News Corp. ist weltweit aktiv, nur auf dem europäischen Kontinent klafft eine Lücke.
Murdochs Methode: Gnadenlose Rationalisierung nebst weitgehender Ausschaltung der Gewerkschaften. Konkurrenz wird mit Dumpingpreisen aus dem Weg geräumt. Alle Sender und Zeitungen sind in globale Verwertungsketten eingebunden. Murdochs Titel betreiben die Propaganda ihres Herrn: Seine Massenblätter in England stützten zunächst die Kriegs- und neoliberale Wirtschaftspolitik der konservativen Margaret Thatcher. 1996 kam der Seitenwechsel: Jetzt lobten seine Titelseiten die New-Labour-Politik von Tony Blair, der sich dafür mit einem weiteren Aufweichen der Medienkontrolle bedankte. Murdoch steht der EU und dem Euro skeptisch gegenüber. Eine Bild, die im Stil der britischen Sun europafeindliche Ressentiments schürt, kann nicht im Interesse des Kanzlers sein. Überdies wäre es mit der Überschaubarkeit der deutschen Medienlandschaft endgültig vorbei. FRA
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