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der reisetrendWeit Weg

Unter Palmen

Seit vielen tausend Jahren machen die Elfen auf der nördlichen Insel eine Zeitung, aber höchst selten verirren sich deutsche Silvesterurlauber nach Island. Wir sind auch diemal dabei, mischen uns jedoch nicht unter zarte Elfen, sondern unter ganz normale Menschen und feiern einen irdischen Jahreswechsel in Reykjavík. Wohl wissend, dass Island wohl auch dieses Jahr kaum zum Trendreiseziel der Deutschen werden wird. Außer ein findiger Marktforscher kreiert uns den ultimativen Elfen-Event, die Selbstfindung oder Selbstflugerfahrung unter Elfen, spirituelles Erleben durch Wassergeister oder das kosmische Tantra mit Kobolden. Aber auch dann wird er nur eine kleine, aber feine Klientel erreichen.

Obwohl die Reiselust der Deutschen auch im vergangenen Sommer zugenommen hat, ist sie doch eher konventionell, und der Stoff, aus dem die Träume sind, ist nicht elfengleich und elfenleicht, sondern stereotyp und bodenständig: ein einziges Versprechen auf Sonne und palmenumsäumte Strände.

Bei einer bundesweiten Umfrage wollte der Hamburger Freizeitforscher Professor Horst W. Opaschowski herausbekommen, welche Reiseziele im Trend liegen. Das Ergebnis war eindeutig: Mit 40 Prozent stand die Karibik an erster Stelle, gefolgt von Australien mit 29 Prozent.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts flogen zwischen April und Oktober 33,6 Millionen Urlauber ins Ausland; das waren 2,7 Millionen mehr als im Vorjahr. Beliebtestes Reiseziel war die Türkei, die von 2,9 Millionen deutschen Fluggästen besucht wurde. Mit einer Steigerung von 30 Prozent wurde fast das bisherige Höchstniveau von 1997 (drei Millionen Besucher) erreicht. Im Sommer 1999 hatte die Türkei wegen schwerer Erdbeben und Unruhen rund um den Prozess gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan einen drastischen Rückgang von über 21 Prozent verbuchen müssen. 2,3 Millionen deutsche Fluggäste verbrachten ihren Urlaub in Griechenland, das einen leichten Rückgang verzeichnete.

Insgesamt reisten 25,7 Millionen Flugpassagiere in europäische Ferienländer. Das traditionell beliebteste Ziel war nach wie vor Spanien: 6,4 Millionen Deutsche flogen dorthin, das sind knapp zwei Prozent mehr als 1999. Die Balearen und die Kanaren verbuchten jedoch leichte Rückgänge. Mit 2,6 Millionen Fluggästen lagen Großbritannien und Nordirland an zweiter Stelle der europäischen Ziele.

Fast vier Millionen deutsche Urlauber flogen nach Amerika, davon 2,6 Millionen in die USA. Asien zog 2,3 Millionen Flugtouristen an, von denen die meisten, nämlich über 300.000, nach Japan reisten. Bei den afrikanischen Reisezielen konnte Ägypten mit über 40 Prozent den größten Zuwachs verbuchen; eine halbe Million Deutsche flogen ins Land der Pharaonen. Insgesamt besuchten 1,7 Millionen Fluggäste den afrikanischen Kontinent.

Weltweit weg, und das möglichst weit? Wir Deutschen ein Volk fliegender Last-Minute-Reisender? Immerhin flogen mehr als 33 Millionen Deutsche allein im Sommer ins Ausland. Elfengleich.

EDITH KRESTA

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