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Archiv-Artikel

der rechte rand Konkurrenz der Guten

Eier flogen gegen die Fassade, und im Briefkasten des Einfamilienhauses lagen Drohbriefe. „Ich kann das aushalten“, sagt Dorit Indinger. Nicht nur die stellvertretende Bürgermeisterin (SPD) der kleinen Gemeinde Rieseby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wird von Rechtsextremen bedroht. Auch andere Mitglieder des lokalen „Arbeitskreises Wir gegen Rechtsradikale“ (AK) erhielten einschüchternde Post – offenbar hat die Arbeit des AK die örtliche NPD wie auch die so genannt „Freien Nationalisten Eckernförde“ verstimmt.

Denn in den vergangenen Monaten hat der AK einiges bewirken können: „Eltern schauen jetzt genauer, was ihre Kinder so machen“, sagt Dorit Indinger. Mancher Jugendliche, der die rechte Szene zuvor „spannend“ gefunden habe, sei davon inzwischen gelangweilt wieder abgekommen. Auch Antifa-Initiativen machen die Kundgebungen, Info- und Musik-Veranstaltungen mit dafür verantwortlich, dass „ausländische und linke Jugendliche“ in Rieseby nicht mehr angegriffen werden. Umso überraschender, dass einige Lokalpolitiker und -journalisten meinen, der AK habe ein Negativimage des Orts zu verantworten.

Einen neuen „Präventionsrat“ gründete da Bürgermeister Johann Kempe (CDU) mit: Vier Mal im Jahr sollen sich ab Februar 2008 Vertreter von Vereinen, Verbänden und Schulen über Gewalt, Drogen und Rechtsextremismus austauschen. Indinger fragt sich, warum das Gremium überhaupt nötig sei, „wenn ein Arbeitskreis schon sehr gut funktioniert“. Sie befürchtet, der AK solle „mundtot gemacht werden“.

Die befremdliche Konkurrenz wirkte sich auch auf eine Veranstaltung zur Erinnerung an den Schriftsteller Jurek Becker aus, der im nahe gelegenen Sieseby begraben ist: Kurzfristig zog die Gemeinde im Oktober ihre Unterstützung zurück – Gerüchten zufolge, weil man keine Veranstaltung mittragen wolle, auf der „Holocaust-Literatur“ gelesen werde.