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der karibiktripCluburlaub auf See

Es hätte genauso gut der Pazifik sein können oder ein anderes warmes Gewässer, auf dessen Inseln dunkelhäutige Menschen leben und Strände für Touristen fegen. Dass das 1.200-Betten-Schiff mit dem aufgemalten roten Schmollmund am Bug in Wirklichkeit durch die Karibik kreuzte, war den meisten Passagieren an Bord letztlich auch recht. Hauptsache, die Sonne schien, das Essen war gut und reichlich und der Service stimmte. „Mein Gott, wie ärmlich die Leute hier leben – alles Holzhütten“, wunderte sich ein Gast aus dem Süddeutschen am überquellenden Frühstückstisch mit Blick auf St. Lucia, und es hörte sich wie ein Vorwurf an.

Im Siebentagerhythmus kreuzt die „Aida“ mit der Kraft von 30.000 Pferdestärken von Santo Domingo in der Dominikanischen Republik aus mit bis zu 22 Knoten Geschwindigkeit durch karibisches Gewässer – und will dennoch kein Kreuzfahrtschiff sein. Denn ihre Passagiere, die den 193 Meter langen und 46 Meter hohen Koloss für mindestens eine Woche bewohnen, lieben es leicht und locker. Kein Kapitänsdinner zwingt zu Smoking und Abendkleid, keine feste Tischordnung schreibt quälende Konversation mit unsympathischen Nachbarn vor, und wem es schwer fällt, korrekt mit Messer und Gabel umzugehen, der darf zur Not auch mit den Fingern essen. Nur in Badehose sollte man nicht bei Tisch oder im bordeigenen Theater erscheinen.

„Wir haben den Cluburlaub vom Land aufs Wasser übertragen“, sagt Richard Vogel, Geschäftsführer der Frankfurter Arkona Touristik, die Ende vergangenen Jahres mit dem britischen Unternehmen P&O die Gesellschaft „Aida Cruises“ gegründet hat. Für die unkonventionellen Aida-Touren, die in den Wintermonaten durch die Karibik führen, sollen vor allem deutsche Touristen gewonnen werden, die noch nicht das Rentenalter erreicht haben, die Kinder zu Hause bei den Großeltern abgeben können und in der glücklichen Lage sind, für eine Woche an Bord inklusive An- und Abflug mindestens 3.500 Mark pro Person auszugeben.

Wer das bezahlen kann, der erwartet auch das Paradies auf Erden. Und er bekommt beste Verpflegung, Sonnendeck, Pool, Tennisplätze und Unterhaltung ohne Ende. An Bord ist himmlisches Vergnügen immerhin im Preis enthalten, bei den extra berechneten Landausflügen auf die kleinen karibischen Inselstaaten aber droht immer wieder die Konfrontation mit dem wirklichen Leben. Wenn zum Beispiel Palmen, Strände oder Flora und Fauna in den küstennahen Tauchertiefen von Hurrikanen und anderen Unwettern nachhaltig zerstört sind wie in St. Lucia, Antigua, St. Maarten und Tortola noch Ende vergangenen Jahres, kann das bei dem einen oder anderen Kreuzfahrer zu unwilligem Kopfschütteln führen. Die ostkaribische Inselkette ist in den vergangenen Jahren immer häufiger von Wirbelstürmen und schweren Regenfällen heimgesucht worden. „Die Hurrikane sind für unsere Natur viel zerstörerischer als Touristen“, merkt ein einheimischer Touristenführer auf Antigua leise an.

BARBARA GEIER

AIDA Cruises, Tel. (0 61 02) 8 11-0 01, Fax: (0 61 02) 8 11-94 20E-Mail: aida@aida.deInternet: www.aida.de

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