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der homosexuelle mann ... von ELMAR KRAUSHAAR

… als Gesprächspartner im politischen Raum: keine leichte Aufgabe. Smart muss er sein mit sensibler Fassade und auf keinen Fall frech, kein abgespreizter Finger und kein Stimmchen im Falsett, dafür die Krawatte tragen wie ein zweites Ich und niemals die Angst provozieren, dass der Schwanz die Person regiert. Volker Beck ist dieser unser Mann, kompatibel nach allen Seiten, selbstbewusst, ehrgeizig, schleimig und eiskalt.

Der Grünen-Politiker hat uns selbstherrlich die Homo-Ehe beschert, und für den Alleingang dabei hassen ihn viele seiner Mitstreiter noch heute. Ganz viel Lob gab es auch dafür, gern und vor allem in der Zeitung, die Sie gerade lesen. Nur bei dem letzten Coup des forschen Kölners ließ selbst die taz die Fanfaren im Schrank. Klammheimlich sollte die Kollektiventschädigung für homosexuelle Nazi-Opfer über die politische Bühne gebracht werden. Eine öffentlich-rechtliche Stiftung ist geplant, mit 15 Millionen Euro dotiert, benannt nach dem schwulen Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld. Der Bundestag hat schon mal Ja gesagt, der Beck ist schließlich ein Netter.

15 Millionen Euro sind eine Menge Geld, und dass sie in die richtigen Hände kommt, dafür hat Beck gesorgt: Das Kuratorium der Stiftung soll – neben den Vertretern vom Bund – ausschließlich besetzt werden mit politisch Getreuen, allen voran sein Interessenklüngel, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD): Zwar ist in dem Gremium kaum einer vorgesehen, der auch nur annähernd den hochgesteckten Stiftungszielen genügt – kein Historiker und kein Sexualwissenschaftler –, dafür garantieren die Designierten die Nutzung der Gelder ganz im Sinne des Volker Beck.

Öffentlich hat kaum jemand Anstoß genommen an diesem Beck’schen Versuch, sich eine Gelddruckmaschine zu verschaffen, obwohl im zuständigen Rechtsausschuss das schwule Cleverle leicht zu durchschauen war: Von einer „Lex Beck“ sprach Jürgen Gehb von der Union und davon, dass „Selbstbedienung hier nur mühsam verschleiert“ werde. Dem konnte sich Jörg van Essen von der FDP nur anschließen: „Die Besetzung des Kuratoriums zeigt, dass es Rot-Grün … nur um die rücksichtslose Durchsetzung von Verbandsinteressen geht.“ Und die PDS-Abgeordnete Christina Schenk kritisierte zu Recht, dass im künftigen Kuratorium „nicht die tatsächliche Vielfalt des lesbisch-schwulen Spektrums“ widergespiegelt werde, vor allem Lesben seien unterrepräsentiert.

Den rosa Gladiator ficht das alles nicht an, er weiß, was er will: Einfluss und Geld. Und Geld braucht er, nicht zuletzt für seinen Hausverein, den Landesverband des LSVD in Nordrhein-Westfalen. Der musste nämlich unlängst Insolvenz beantragen – wegen dubioser Verwendung öffentlicher Fördergelder. Damit es beim bundesweiten LSVD-Dach zu keinen finanziellen Fehlern kommt, auch dafür hat der umsichtige Beck gesorgt: Schatzmeister ist hier sein langjähriger Freund und Lebenspartner Jacques Teyssier. Womit die Rede vom „Amigo“ endlich zu seiner schwulen Bedeutung gelangt.

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