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Müssen mehr Wölfe abgeschossen werden, um Nutzvieh zu schützen?

Am 10. Juni rufen Landwirte in Ostfriesland zu einer Großdemo auf. Bis zu 3.500 Teilnehmer und 300 Trecker werden erwartet. Die Bauern beklagen, dass die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, und fordern die Politik zum Handeln auf.

Richtig ist:

Das Bundesamt für Naturschutz und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) geben an, dass Wölfe in den vergangenen Jahren in der Tat öfter als früher Nutztiere gerissen haben. „Bei den von Wölfen 2021 getöteten oder verletzten Nutztieren in Deutschland handelte es sich zu 85,4 Prozent um Schafe oder Ziegen, 6 Prozent um Gatterwild und in 7,4 Prozent um Rinder (meist Kälber)“, schreibt die DBBW auf ihrer Seite. Konkret: 2020 haben Wölfe 942 Mal zugeschlagen und dabei 3.959 Schafe, Ziegen, Gänse, Kälber gerissen. 2021 wurden bei knapp 1.000 Angriffen allerdings weniger Tiere getötet.

Dass Wölfe jetzt mehr Tiere angreifen, ist kein Wunder. Wölfe haben sich in Europa zahlreich vermehrt, in Deutschland gibt es 161 bestätigte Rudel, 43 Paare und 21 sogenannte Einzeltiere. Auch wenn Wölfe hin und wieder Nutzvieh erlegen, bleiben Wildschweine, Rehe und Hirsche – allein wegen des wölfischen Jagdinstinkts – die Hauptnahrungsquelle. Es ist ein Mythos, mit dem Abschuss von Wölfen Risse von Nutzvieh einzudämmen: Erfahrungen in Frankreich zeigen, dass sich durch Wolfsabschüsse die Schäden an Schafsherden nicht verringert haben.

Simone Schmollack

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