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Stoppen niedrige Zinsen die Inflation in der Türkei?

„Zinsen sind ein Übel, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht“, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Mittwoch verkündet und seinen Finanzminister ein weiteres Mal ausgetauscht. Gleichzeitig übt er Druck auf die türkische Zentralbank aus, die Zinsen zu senken.

Richtig ist:

Erdoğan verschärft die türkische Währungskrise. Weil die Inflation in der Türkei 20 Prozent erreicht, sind die Leitzinsen der Notenbank mit 15 Prozent schon viel zu niedrig. Wer türkische Lira besitzt, verliert also an Vermögen und versucht, es in Dollar oder Euro umzutauschen. So stürzt die Lira ins Bodenlose, sie hat seit Jahresbeginn 47 Prozent ihres Wertes verloren. Dies macht wiederum Importe teurer – Medikamente, Öl und andere Rohstoffe, die in Dollar oder Euro bezahlt werden müssen. Diese importierte Inflation heizt die Geldentwertung in der Türkei weiter an. Ökonomen erwarten, dass die Inflation bald bei 30 Prozent liegt. Anders als Erdoğan behauptet, trifft die Inflation vor allem die Armen. Denn sie müssen ihr gesamtes Einkommen ausgeben, um über die Runden zu kommen.

Der Teufelskreis der Inflation lässt sich nur stoppen, wenn die Zinsen steigen. Dann lohnt es sich wieder, Geld in der Türkei anzulegen – die Lira verliert nicht mehr an Wert. Allerdings fürchtet Erdoğan höhere Zinsen, denn dann würden Kredite teurer, das Wachstum bräche ein, noch mehr Menschen würden ihre Arbeit verlieren. Seine Tage als Präsident wären womöglich gezählt. Aber auch der jetzige Kurs funktioniert nicht: Eine eskalierende Inflation ist Gift für die Wirtschaft.

Ulrike Herrmann

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