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das wird„Nicht bloß Aufnahmen von schwimmenden Fischen“

In der Oldenburger Innenstadt eröffnet am Samstag das „Unterwasserkino“. Was das ist und was dort gezeigt wird, erklärt der Initiator und Künstler Geraint Rhys Whittaker

Interview Wilfried Hippen

taz: Geraint Rhys Whittaker, was ist das „Unterwasserkino“?

Geraint Rhys Whittaker: Es ist ein Projekt, in dem die Wissenschaft mit der Kunst verbunden wird. Hierfür habe ich Mee­res­wis­sen­schaft­le­r*in­nen des Helmholtz-Instituts für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) mit internationalen Vi­deo­künst­le­r*in­nen zusammengebracht. Dabei sind acht Videoarbeiten entstanden, die in einem Raum in der Nähe des Oldenburger Weihnachtsmarkts gezeigt werden.

taz: Wie erfüllen Sie etwaige Erwartungen, die eine Bezeichnung wie „Unterwasserkino“ weckt?

Whittaker: Das Foyer wird mit blauem Licht beleuchtet werden, sodass es ein wenig wirkt, als wäre man unter Wasser. Aber die Videos werden dann in einem anderen Raum in einer Endlosschleife auf eine Leinwand projiziert. Der Eintritt ist frei und der ganze Film ist etwa eine Stunde lang.

taz: Und zu sehen sind in den Videoarbeiten dann Unterwasseraufnahmen von Fischen und Korallen?

Whittaker: Nein! In den Videos werden sehr unterschiedliche Themen behandelt. Es geht dabei um viel mehr als um Aufnahmen von schwimmenden Fischen. Ich selbst habe zum Beispiel einen der Filme gedreht und darin geht es um die Verbreitung invasiver Arten von Meeresbewohnern. Zusammen mit einer Wissenschaftlerin ...

Geraint Rhys Whittaker

Musiker, Tonkünstler und Filmemacher, untersucht, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Meeres­wissen­schaften durch die Verbindung mit Kunst verändern lässt.

taz: ... der Meeresökologin Arlie McCarth ...

Whittaker: ... habe ich die Sprache untersucht, in der über dieses Thema gesprochen wird – und eine KI hat für uns eine poetische Antwort darauf entwickelt.

taz: Womit beschäftigen sich die anderen sieben ­Videos?

Whittaker: In den Projekten geht es um Algen und Seegras, Meeresschutzgebiete in der Antarktis und kleine traditionelle Fischerbetriebe in Kolumbien. Es ist eine gute Mischung aus interessanten und sehr diversen Arbeiten.

taz: Gibt es diese Vielfalt auch auf der stilistischen Ebene?

Unterwasserkino, Raum auf Zeit, Achternstraße 22, Oldenburg. Eröffnung: Sa, 7. 12., 17.30 Uhr; geöffnet bis 22. 12., täglich 13–20 Uhr

Whittaker: Wir zeigen ein Video aus Indonesien, in dem es um den Klang des Meeresbodens geht, der für die Gewinnung von Zinnerzen unter Wasser erforscht wird. Das ist eine sehr musikalische Arbeit, die wie Magischer Realismus wirkt. Das Video aus Kolumbien ist dagegen eher wie ein traditioneller Dokumentarfilm gedreht, und in dem Film über die Antarktis gibt es überwältigende Bilder aus dem Computer, die an den Spielfilm „The Matrix“ erinnern.

taz: Warum haben Sie sich dafür entschieden, die Videoarbeiten nicht, wie es vielleicht zu erwarten wäre, als Installation auf Monitoren zu zeigen, sondern stattdessen ein kleines temporäres Kino zu eröffnen?

Whittaker: Ich wollte das Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das entsteht, wenn man gemeinsam einen Film auf einer Leinwand sieht. Heute schauen sich die Menschen so viele Filme alleine auf kleinen Kästen an – und da wollte ich etwas dagegensetzen. Aber nach der Ausstellung werden alle Filme auch online auf unserer Website (https://hifmb.de) zu sehen sein.

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