das wird: „Sie haben die illegalen Flugblätter gedruckt“
Ein Film erzählt die Geschichte der Kollektiv-Druckerei Zollenspieker
Interview Jonas Kähler
taz: Herr Deuber, was ist so besonders an der Druckerei Zollenspieker?
Thomas Deuber: Die Druckerei ist 1977 als Drogenhilfeprojekt entstanden und hat zunächst mit einfacher Technik für verschiedene soziale Bewegungen gedruckt. Die Leute, die dort gearbeitet haben, haben auch in Zollenspieker gewohnt. Sie haben sich als Kollektiv verstanden. Es gab dann auch spannende Spezialaufträge, etwa haben sie für die Solidarność die illegalen Flugblätter gedruckt, in Gemüsedosen verpackt und nach Polen geschafft.
Konnte dieser politische Geist bewahrt werden?
In den 1980er-Jahren kam es zu Phasen der politischen Auseinandersetzung, in denen es einen Wechsel in der Belegschaft gab. Darauf folgte eine Professionalisierung mit neuen Maschinen und einem veränderten Kundenkreis. Greenpeace kam als großer Kunde dazu. Das Kollektiv hat sich dann verkleinert und es kam eine Phase, in der die Druckerei angestelltes Fachpersonal für die komplizierteren Maschinen brauchte. Das war eine neue Situation, als das Kollektiv plötzlich in einer Chefrolle war, was sie ja ursprünglich nicht wollten.
Wie stand es in den letzten Jahren um die Druckerei?
Die Druckerei konnte sich trotz der aufkommenden Schnelldruckerei halten, weil sie eine sehr gute Kundenberatung gemacht haben. Im Gegensatz zu Flyeralarm & Co waren sie immer in engem Kontakt und das haben die Kunden bis zum Ende geschätzt. Und sie haben immer noch einen inhaltlichen Anspruch gehabt und nach wie vor auch bestimmte Projekte abgelehnt. Für sie unterstützenswerte Projekte haben sie auch mal zum Materialpreis oder kostenlos gedruckt.
Warum haben Sie diesen Film gerade heute gedreht?
Filmpremiere und Gespräch „Die Druckerei Zollenspieker“: 7. 5., 20 Uhr, Lichtmeß-Kino, Gaußstr. 25, Hamburg (ausverkauft)
Wieder am 6. 6., 20 Uhr, Kulturhaus Serrahn, Serrahnstr.1, Hamburg, Anmeldung unter: info@fuer-demokratische-kultur.de
Die Mitglieder kenne ich seit 40 Jahren, als sich in Bergedorf verschiedene Kollektivbetriebe gründeten. Als ich letztes Jahr auf der Abschiedsfeier der Druckerei war, habe ich mich dann gefragt, warum ich dieses tolle Projekt nie filmisch gewürdigt habe.
Was zeigen Sie in dem Film?
Ich habe mit den letzten drei Mitgliedern des Kollektivs jeweils einzeln gesprochen und diese Gespräche thematisch zueinander geschnitten. Hinzu kommen Bilder der Druckprodukte, die auch die Geschichte der sozialen Bewegungen in Hamburg nochmal aufblättern. Das funktioniert dann hoffentlich als spannendes Zeitdokument.
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