das wird: „Wir verhelfen Schwarzer Kultur zu mehr Sichtbarkeit“
In Bremen feiert der Black Story Month sein fünfjähriges Bestehen – unter leicht verändertem Namen. Was dem Festival weiterhin fehlt, ist eine stabile Finanzierung
Interview Benno Schirrmeister
taz: Würdigt der Bremer Black Story Month dieses Jahr auch seine eigene Geschichte, Sheeko Ismail?
Sheeko Ismail: Sie spielt eine Rolle: In Deutschland wurde der Monat das erste Mal in den 90er-Jahren von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) gefeiert. Es geht darum, Schwarzer Geschichte einen Raum zu geben. Am 1. Februar feiern wir unser eigenes Jubiläum unter dem Motto „Creating our spaces, creating our future, together we belong“ mit dem Eröffnungskonzert im Theater Bremen. Es gibt uns ja seit mittlerweile fünf Jahren. Ins Leben gerufen hatte den Monat die Black Student Union, zu der ich damals als Mit-Initiator*in auch gehörte.
Gibt es die denn noch?
Die Gruppe existiert momentan nicht. Damals war unser Impuls erst gewesen, dass wir auch einen eigen Black History Month haben wollten, wie es ihn in Hamburg schon sehr lange gibt. Dann hatte es, um den Anklang des männlichen Pronomens in „History“ zu vermeiden, „Ourstory-Month“ geheißen, mittlerweile ist es der Black Story Month, aber die Idee ist die gleiche geblieben.
Ist es die eines Kultur- oder eher eines politischen Diskurs-Festivals?
Es ist beides – eine Mischung von Politik und Kultur. Das lässt sich gerade in diesem Fall nicht voneinander trennen: Es geht ja um die Anerkennung von Schwarzen Lebensrealitäten als gleichwertigen Teil der Gesellschaft in Deutschland.
Sheeko Ismail
Projektmanager*in, Teamer*in, Herausgeber*in der Buchreihe „Look at Us! Galerie der Schwarzen Vorbilder & Held*innen in Deutschland“. Kuratiert seit 2020 mit einem Kollektiv aus Schwarzen Menschen den Black Story Month.
Zu dieser Realität gehört, dass wir hier, neben Österreich, dasjenige Land in der EU sind, in dem Schwarze Menschen am meisten Diskriminierung erleben: Was kann ein solches Programm dagegen tun?
In erster Linie verhelfen wir Schwarzer Kultur zu mehr Sichtbarkeit und erleichtern die Zugänge zu ihr.
Wie verträgt sich das damit, dass ein Drittel der Veranstaltungen sich exklusiv an ein Schwarzes Publikum richtet?
Es geht dabei nicht um Segregation. Es ist aber notwendig, geschützte Räume zu schaffen, in denen sich Schwarze Menschen untereinander begegnen können: Auch da kann niemand garantieren, dass diese Räume frei von Diskriminierung und Rassismus sind. Aber wenn Menschen hier einander begegnen, dann haben sie gemeinsame und verbindende Erfahrungen. Es gibt also eine thematische Ebene, über die man sich austauschen kann.
Neben dem Theater beteiligen sich auch andere große Institutionen Am Black Story Month: Ist das eine Neuerung im Jubiläumsjahr?
Black Story Month Bremen: bis 29. 2., diverse Orte, Programm auf www.kultur.bremen.de
Eröffnungskonzert mit Tasha, Sibb, Cyndi & Igor: Do, 1. 2., 20 Uhr, Theater Bremen, Kleines Haus; Freier Eintritt für Schwarze, afrodiasporische und afrodeutsche Menschen. Danach Party im Noon / Foyer Kleines Haus mit DJ Ayzon.
Nein, das ist bisher jedes mal so gewesen: Wir kooperieren mit Theater Bremen, Kunsthalle, Stadtbibliothek, Focke Museum, Schwankhalle, Klimawerkstadt, City 46, Lidice-Haus, Partner*innen über Grenzen, und zum ersten Mal auch mit der Landeszentrale für Politische Bildung und der Uni Bremen. Anders wäre es auch gar nicht möglich, weil wir kein eigenes Budget haben. Beim ersten Mal konnten wir noch auf Bundesmittel aus dem Programm „360 Grad“ zurückgreifen.
Aber das ist ausgelaufen?
Ja, und leider hat das Land Bremen sich bislang noch nicht dazu entschieden, den Fortbestand des Black Story Month zu finanzieren: Wir sind da nach wie vor abhängig von der Unterstützung der großen Institutionen. Mehr Eigenständigkeit zu haben, das ist ein Wunsch für die Zukunft.
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