das wird: „Nein zum Markt“
Filmemachen als Lebenskunst: das argentinische Kollektiv „El Pampero Cine“ im Hamburger B-Movie
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau Schneider, wer ist „El Pampero Cine“?
Ute T. Schneider: Ein Kollektiv von vier Leuten, zu denen auch eine Reihe von Film- und Theaterleuten in Buenos Aires gehören. Sie arbeiten an anderen Filmproduktionen, für das Fernsehen oder als Professor*innen – um sich den verrückten Luxus leisten zu können, mit Freunden diese Filme machen zu können.
Kann man sie mit dem „Clan“ vergleichen, mit dem sich Regisseur Rainer Werner Fassbinder umgab?
Nur teilweise. Auch für sie gibt es keine Trennung zwischen dem Leben und dem Filmemachen. Aber ihre Arbeitsweise besteht darin, dass sie alle eigene Filme machen und sich dabei gegenseitig unterstützen. In „Trenque Lauquen“ führt zum Beispiel Laura Citarella Regie, Mariano Llinás hat den Schnitt gemacht, Alejo Moguillansky war hinter der Kamera, und Hauptdarstellerin Laura Paredes hat am Drehbuch mitgearbeitet. Im Prinzip kann jeder alles machen. Sie wollen sich die Kontrolle auf keiner Ebene aus der Hand nehmen lassen.
Ute T. Schneider
*1948, Cutterin und Publizistin, ist Teil des B-Movie-Teams. Dort kuratierte sie verschiedene Filmreihen.
Mit „Trenque Lauquen“ beginnt die Reihe am Donnerstag, Laura Citarella ist selbst zu Gast. Was ist das für ein Film?
Die Regisseurin und die Hauptdarstellerin haben den gleichen Vornamen, auch die Protagonistin wurde Laura genannt. Sie lebt in einer argentinischen Kleinstadt und verschwindet plötzlich. Zwei Männer, die sie lieben, einander aber kaum kennen, beginnen sie zu suchen. Dabei werden die Genres vermischt, der Film ist zum Teil Detektivgeschichte, Roadmovie und schließlich sogar Science-Fiction-Thriller.
El Pampero Cines Filme werden „borgesianisch“ genannt, in Anspielung auf den Schriftsteller Jorge Luis Borges.
Filmreihe „El Pampero Cine – Stürmisches Kino aus Argentinien“. Eröffnung mit „Trenque Lauquen“ (OmU): Do, 1. 6., 18 Uhr, Hamburg, B-Movie. Alle Termine: www.b-movie.de
Ja, denn auch sie lieben es, das Absurde, das Fantastische und das Surreale zu vermischen und sich bei mehr als nur einem Genre zu bedienen. Auch in ihren Filmen gibt es Wechsel zwischen Fiktion und Realität, und sie kreuzen wie Borges gerne Essay mit Erzählung.
Die Gruppe arbeitet seit 20 Jahren mit so wenig Geld wie möglich. Wollen die das so?
Ihre Filme sind schon relativ früh auf internationalen Festivals hoch gelobt worden. Am mangelnden Erfolg hat es also nicht gelegen. Stattdessen sind sie sehr bewusst bei ihrer Produktionsweise geblieben. Die ist zwar aus der Not geboren, aber dahinter steckt auch die Überzeugung, dass sie sich so den Mechanismen des Filmmarktes verweigern können.
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