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das wird„Wie ein Übungsatlas für die Augen“

Andrzej Steinbach über seine Fotografie und das Entdecken von Welten in Bildern

Foto: Tom Walker

Andrzej Steinbach

geboren 1983 im polnischen Czarnków, Studium in Leipzig, lebt und arbeitet in Berlin.

Interview Falk Schreiber

taz: Herr Steinbach, der Titel Ihrer Ausstellung im Hamburger Kunstverein lautet „Modelle und Verfahren“. Klingt technisch …

Andrzej Steinbach: Ich habe eine Affinität zu solchen Titeln, die auf einfache Art meine Arbeitsweise und mein Interesse in Worte fassen. Zum einen interessieren mich prototypische Bilder. Mit Hilfe von Figuren und Konstellationen entwickele ich verschiedene Modelle, die eindeutige Kategorien und Zuschreibungen auflösen sollen. Die „Verfahren“ stehen für die Arbeitsschritte, die ich in meinen Bildern anwende. Subtraktion, Addition und Konstruktion wie auch der häufige Einsatz von Wiederholungen sind Methoden die Be­trach­te­r*in­nen zum „Sehen-üben“ zu animieren.

Sie arbeiten auch mit Installationen, mit skulpturalen Elementen, doch im Zentrum steht Fotografie. Aber um Fotokunst im engeren Sinne geht es Ihnen gar nicht.

Als ich als Teenager mit dem Fotografieren angefangen habe, dachte ich, Fotografie sei, die Welt in Bilder zu packen. Aber etwas anderes ist viel spannender: in Bildern Welten zu entdecken. Und das geht über das Fotografieren hinaus, wie zum Beispiel das Zeigen von Objekten oder Räumen, die selber Bilder werden können. Die Fotografie ist dabei ein mir vertrautes Werkzeug, welches sich hervorragend eignet, Bilder herzustellen, die wie ein Übungs­atlas fürs Auge funktionieren können.

Die Serie „Der Apparat“ zeigt eine Fotografin, mit minimalen Veränderungen in den einzelnen Bildern.

In der Arbeit sehen wir Bilder, die schrittweise den Akt des Fotografierens zeigen. Vom Erkennen des Motivs, den Blick durch die Kamera und das Auslösen sind es manchmal nur wenige Augenblicke. „Der Apparat“ bezieht sich dabei nicht nur auf die Maschine selbst, sondern auch auf den Körper der Fotografin, den Bewegungsapparat, und auf den gesellschaftlichen Apparat, in dem alles stattfindet.

Lassen Sie Zufall zu? Es gibt eine Arbeit mit benutztem Backpapier, das ist hoch ästhetisch, aber auf die Art, wie da Pizzareste auf dem Papier verteilt sind, haben Sie keinen Einfluss.

Ausstellung „Modelle und Verfahren“: Sa, 5. 3., bis So, 12. 6., Hamburger Kunstverein

Ich plane meine Arbeiten sehr akribisch, und der Zufall ist insoweit Teil der Planung, dass er nur da vorkommt, wo es sich nicht vermeiden lässt. In dem Moment, wo ich eine Arbeit fertiggestellt habe, gibt es eigentlich keinen Zufall mehr, da ich mich ja für das Bild genau so entschieden habe. Die Spuren auf dem Backpapier sind zufällig entstanden, aber das Foto von diesem Papier ist bis zum Rand des Bildes konstruiert. In dem Fall funktioniert das Backpapier ähnlich wie die Fotografie. Fragmente der Welt in Form von Licht treffen auf eine Oberfläche und lassen ein Bild entstehen. Der Gegenstand „benutztes Backpapier einer Tiefkühlpizza“ verweist auf ein soziales Umfeld und die Einschreibungen auf die Fotografie.

Modelle und Verfahren.

Im Endeffekt ist es genau das.

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