das wetter:
Mister E.
Elias Ehrendt hatte sich den Schnorres des Jahrhunderts wachsen lassen. Buschig und wuschig fielen die dicht gelockten schwarzen Haare bis über die Unterkante der Oberlippe. In der Pornobalkenträgerwelt stand „Mister E.“, wie er unter gewöhnlich gut gebauten Kollegen nur genannt wurde, ganz oben in der Liebesnahrungskette. „E wie Eichelhäher“, stellte er sich und seine ausgeklügelte Praktik gern vor und zwirbelte genüsslich … Nein, nein, nein! Roderich Stegenrath war sehr enttäuscht von sich selbst. Nach seinem gescheiterten Disco-Roman „Dancing Duhn“ hatte er mit dem Porno-Roman „Mister E.“ seinen literarischen Durchbruch erzwingen wollen, aber auch dieses, von ihm mit Herzblut vorangetriebene Werk wollte keine rechte Form annehmen. Wohl oder übel musste Roderich Stegenrath seine avisierte Karriere als Edelfeder aufgeben.
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