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das wetter

Leben am Limit

Seit Jahren lebte Winfried Havenstein auf des Messers Schneide. Er liebte es, sich in einer solch waghalsigen Situa­tion zu befinden. Nur beim morgendlichen Zähneputzen war es ein arger Balanceakt, jedes Mal drohte der Verwaltungsjurist, herunterzufallen. Aber schmählicher Untergang war für ihn keine Option. Aufrecht und gerade ging er durch sein scharfes Leben, das nur an einem Punkt eine stumpfe Delle aufwies. Seine Frau traf er sehr, sehr selten. Irmtraut Havenstein-Waller stand als gelernte Mathematikerin mit beiden Beinen fest auf dem Boden – so fest, dass ihre Arme nur an einem Tag des Jahres den Himmel erreichen konnten. An ihrem Hochzeitstag trafen sich die beiden zwischen Hammer und Amboss. Da sprühten die Funken nur so, und das kalte Wasser zischte auf, wenn das heiße Eisen ihrer feuerroten Liebe in den Bottich getaucht wurde. Ansonsten ging es ihnen gut.

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