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das wetter

Speckige Liebe

Rapunzel räkelte sich faul im Turmfenster, als eine feste Stimme an ihr Ohr drang: „Rapunzel, Rapunzel, lass deinen Speck herunter.“ Oho, dachte die junge Dame, das muss ein wackerer Rittersmann sein, den es nach meinen hervorstechendsten Eigenschaften verlangt. Also hielt sie den herrlichen Speck ihrer Lenden aus dem Fenster, doch – o Schreck! – das Hüftgold reichte nicht annähernd bis zum Boden. Deutlich vernahm da Rapunzel die Enttäuschung ihres Verehrers, der ritterlich fluchte, dass der Turm wackelte. Denn nun musste er unter Aufbietung all seiner Kräfte das steile Bauwerk emporkraxeln, um an Rapunzels Schatz zu gelangen. Ein zufällig vorbeidackelnder Psychologe in Rente aber verfolgte das Schauspiel aufmerksam und zog seine sehr eigenen Schlüsse über das Wunder der Liebe. Rapunzel und ihr Ritter indes lebten glücklich bis ans Ende allen Specks.

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