piwik no script img

das wetterErntedank

Mutter hatte die braunen Strümpfe an. „Das Brot lass sowieso liegen!“ Der rechte wie immer halb runtergerutscht. „Das brauch ich später noch.“ Altgedient und ausgeleiert. „Du darfst das Papa nicht übelnehmen.“ Wie sie da so stand! „Er meint das nicht so.“ Mutter zog den Stuhl ran, setzte sich umständlich. „Nachher tut es ihm dann wieder leid.“ Wie sie da so saß! „Soll ich dir hiervon noch was einpacken?“ Mutter hielt den Teller in die Höhe. „Ich schmeiß es sonst weg.“ Der Teller wie schwebend, lauernd. „Dann nicht.“ Der Teller, immer noch der Teller. „Die Hälfte vielleicht?“ Der Teller, jetzt zitternd. „Aber schade ist doch.“ Das kalte Klacken von Teller und Tischplatte beim Zusammentreffen. „Macht ja nichts.“ Mutter zupfte matt den rechten Strumpf hoch. „Aber dann nimm bitte wenigstens das Brot mit!“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen