das wetter: strich auf null (6):
Als hätte er nur auf diese Frage gewartet, zog der Glatzkopf eine vergilbte, zerknitterte Fotografie aus seiner Gesäßtasche. Ich wollte schon meine Hand danach ausstrecken, doch ich zögerte noch. Die Zunge des bulligen, vierschrötigen Kerls glitt über seine ohnehin schon feuchten und wulstigen Lippen, und ein dünner, milchiger Speichelfaden ronn aus seinem linken Mundwinkel, während er mit hervortretenden Augen das Foto anstierte. Nach einer Weile sagte ich dennoch: „Geben Sie mir das Foto, verdammt noch mal!“ Doch der Dicke presste das Ding an seine Brust und starrte mich hasserfüllt an. „Es ist MEINS!!“, rief er völlig außer sich, und ich sah, wie seine Hände zu zittern begannen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen