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■ das wetter: gute freunde

Neidisch legte Mike Rudolph sein Ohr an die Tür der tipptopp sortierten, düsteren Kellerbibliothek, die nun schon seit Tagen nicht mehr verschlossen war. Sein Freund Botho Strauß deklamierte mit stolzem Pathos einen ergreifenden Dialog, augenscheinlich hatte er gerade ein weiteres Buch für Reclam Leipzig fertig gestellt. Zaghaft klopfte Mike jetzt und öffnete einen Spaltbreit die Tür. „Darf ich eintreten, werter Freund? Bitte sag mir, wenn ich störe!“ Botho winkte ihn strahlend hinzu. „Komm herein, lieber Mike, ein weiteres Opusculum ist mir just geglückt. Weltliteratur. Das Wesen des Menschen. In Sätzen von vollendeter Schönheit, ja schlichter Größe. Getragen von einem Geist, den ich ‚Ich‘ nenne“, schmunzelte Botho kaum merklich. „Oh, da gratuliere ich sehr“, rief der alte Mann enthusiasmiert, und seine abgehärmten Züge schienen sich für einen Moment wieder zu glätten. Er wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. „Soll ich zur Feier des Tages für uns kochen?“, fragte Rudolph, wartete aber die Antwort gar nicht erst ab: „Wären Schwammerln genehm?“ Strauß leckte sich mit seiner breiten Zunge die Lippen. „Sehr sogar, aber nur wenn es keine Umstände macht, du hast schon so viel für mich getan.“ Und eine feine Röte überzog da das Gesicht des feinen Freundes Rudolph.

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