das wetter: die flucht:
Noch zwitschern die Vögel nicht. Milkling schnurrt auf dem Bauch. Schnorcheln erfüllt die Luft. Müde verschwindet der graue Mond für die letzten Stunden der Nacht hinter der dichten Wolkendecke. „Ich hab ihn!“, brüllt es durch den Hof. Spitz die Ohren springt Milkling vom Bett und ans Fenster. Strenge Lichtsäulen kreisen durch den Hof. „Da!“ Auf dem Schuppen. Schatten balancieren über die Mauer. Ein, zwei, drei, vier Höfe entlang. „Komm runter!“, schnauzt eine Taschenlampe. „Pack ihn! Auf der anderen Seite!“ Der Schatten klettert weiter. Die Verfolger bellen heiser. Auf dem Fensterbrett dreht Milkling ihren Kopf – hin und her. „Ich hab ihn, ich … – Scheiße, Scheiße! Es sind zwei!“ Schon ist der Erste über den Zaun. Jetzt der Zweite. Ein Schrei. Ein Fluch. Davon. Torkelnd betritt der Wirt den Hof. Aha, sie wollten das „Fernamt“ ausplündern. Milkling wendet sich ab, springt vom Fensterbrett und schlendert dann gewohnt graziös zurück zum Bett. Gähnend blickt sie sich noch einmal um: Komm, es ist vorbei.
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