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das wetter: das phantom

Die Sonne blinzelte nur noch über den Hügel, die Fledermäuse flatterten schon herum und das Phantom räkelte sich und gähnte herzhaft. Eine lange und anstrengende Nacht stand dem Phantom bevor. Es musste schattenhaft umherschleichen und stets darauf achten, dass es immer von mindestens zwei Leuten nur halb gesehen wurde, wenn es sich durch unsagbar schmale Fensterspalten quetschte, durch Schlüssellöcher schlüpfte oder unter Türritzen hindurchglitt, um belanglose Dinge zu stehlen. Heute wollte es sich den albernen Papyrus aus dem Haus des Wissenschaftlers, ein wertloses, kleines Ölbild aus dem Landesmuseum und ein langweiliges, altes Buch aus der Universitätsbibliothek holen. Alles Zeug, mit dem das Phantom gar nichts anfangen konnte, aber die Menschen würden die wildesten Theorien über die geheimnisvollen Absichten des Phantoms entwerfen … – und das war der einzige Sinn dieser sinnlosen Aktionen. Eigentlich hatte das Phantom einst Tierpfleger werden wollen, doch sein Vater hatte darauf bestanden, dass es Phantom wurde.

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