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das portraitOmid Rezaee stand draußen vor der Tür

„Migrant*innen haben die deutsche Mehrheitsgesellschaft dazu gezwungen, sie zu akzeptieren“, sagt Omid Rezaee. Der Journalist wurde 1989 in Khalkhal im Iran geboren und lebt seit 2014 in Deutschland. Durch seine Arbeit in den deutschen Medien will er verschlossene Türen öffnen. „Draußen vor der Tür“, das Drama von Wolfgang Borchert über einen verstoßenen Kriegsrückkehrer, spielt dabei eine ganz persönliche Rolle.

„Ich glaube, hier in Deutschland können wir sagen, dass alle Minderheiten vor der Tür stehen und nicht so richtig dazugehören“, sagt Rezaee. Es reiche nicht, wenn diese Menschen einfach nur hereingelassen werden. Sie müssten sie Führungspositionen einnehmen, in denen sie mitentscheiden können. Engagement hierfür nimmt Rezaee allerdings nur von Seiten der Mi­gran­t*in­nen selbst wahr.

In einem Artikel für das „CulturMag“ schreibt er über seine ersten Kontakte mit Deutschland: „Ich kam Ende Dezember 2014 in der Bundesrepublik an, als die Gesellschaft noch nicht von der ‚Willkommenskultur‘ und der ‚Politik der offenen Grenzen‘ vom Sommer 2015 geprägt war.“ Damals hätten sich viele Türen für Neu-Migrant*innen geöffnet. Dies habe jedoch nicht lange angehalten: Bald folgten die Berichte über die Silvesternacht 2015 in Köln und die Türen schlossen sich.

Borcherts Drama, das in Hamburg spielt, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch ­Rezaees Erfahrungen. Er habe das Buch wenige Wochen, bevor er nach Hamburg ziehen sollte, auf der Straße gefunden. Angesprochen habe ihn der Titel. Er habe sich in seiner Anfangszeit in Deutschland immer wieder mit Charakteren identifizieren können. „Ich glaube, Borchert erzählt in diesem Buch die Geschichte vieler Exi­lan­t*in­nen – egal aus welchem Land.“

Während seines Studiums in Rascht war ­Rezaee Chefredakteur eines Studierenden-­Magazins, das von den Sicherheitsbehörden verboten wurde. Wegen seines Aktivismus wurde er 2011 verhaftet. Ehe die Verurteilung vollzogen wurde, floh er in den Irak. In Hamburg folgte ein Masterstudium des „Digital Journalism“. Auf seiner Website perspective-iran.com berichtet er auf Deutsch über Geschehnisse im Iran. Lukas Door

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