piwik no script img

das portraitJohannes Golla geht dahin, wo es wehtut

„Golla begeistert gegen Brasilien.“ So erfreulich diese Schlagzeile für den Flensburger Handballspieler Johannes Golla ist – sie ändert nichts daran, dass die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Ägypten nach dem Achtelfinale ausgeschieden ist.

Bevor das Turnier im Land des mächtigen Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa sportliche Nachrichten lieferte, ging es vor allem darum, wie vertretbar ein Großevent mit 32 Mannschaften aus aller Welt in Zeiten der Pandemie ist. Die Pro-Argumente hoben hauptsächlich die fragile Wertschöpfungskette im Handball-Business hervor. Beteuerungen, das Hygiene-Konzept sei perfekt organisiert, wurden schnell durch Infektionsfälle in einigen Teams und die Absage des deutschen Spiels gegen Kap Verde konterkariert.

In Berichten über die deutsche Mannschaft ging es anfangs hauptsächlich um die Spieler, die aus Sorge um die Gesundheit und die Überlastung der Familie zu Hause nicht mitgereist waren. Wie Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler, die beim Champions-League-Sieger THW Kiel und in der Nationalmannschaft einen Mittelblock in der Abwehr bilden, der zu den stärksten der Welt gehört. Das Wort vom „Kieler Loch“ war geboren.

Stopfen sollte es Johannes Golla, der nach einem Mittelfußbruch im August drei Monate ausgefallen war. Der ist es zwar gewohnt, dahin zu gehen, wo es wehtut. Beim Bundesliga-Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt hält der gebürtige Wiesbadener, der 2018 von der MT Melsungen an die Förde kam, den Abwehrverbund zusammen, schafft als Prellbock am Kreis Raum für andere und lauert selbst auf verwertbare Anspiele. In der Nationalmannschaft ist diese Verantwortung neu für ihn.

Bei den knappen Niederlagen gegen Ungarn und Spanien zahlte nicht nur Golla, sondern die gesamte neu zusammengestellte Mannschaft Lehrgeld. Beim 31:24 gegen Brasilien konnte sie immerhin noch Selbstbewusstsein für künftige Aufgaben sammeln. Die Glanzlichter setzte Johanes Golla mit sieben Toren aus sieben Würfen. Die brachten ihm den Titel „Man of the Match“ ein. Ralf Lorenzen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen