das portrait: Pernille Harderist Niedersachsens Beste
Die dänische Nationalspielerin und Stürmerin des VfL Wolfsburg Pernille Harder ist Niedersachsens „Fußballer des Jahres 2020“. Ja, Fußballer. So verkündete es letzte Woche der Niedersächsische Fußballverband (NFV). Zwei Drittel der aus Sportjournalist:innen des Landes bestehenden Jury wählten die 27-Jährige. Die Kuriosität ihres neuen Titels veranlasste die Nordwest-Zeitung zur Überschrift: „NFV macht aus Harder einen Mann.“
„Wir machen uns Gedanken“, sagt ein Verbandssprecher zur Frage einer möglichen Umbenennung der Auszeichnung. Zum vierten Mal gewinnt eine Frau. „Hätten wir ‚Fußballerin‘ geschrieben, hätten Journalisten angenommen, wir haben einen anderen Wettbewerb.“
Harder, die seit 2017 für Wolfsburg spielt, wurde bereits in ihrer ersten Saison mit 17 Treffern Torschützenkönigin der Bundesliga. Ende Juni erhielt sie erneut die Trophäe – mit zehn Treffern mehr. Ihr bestes Jahr in Wolfsburg, sagt Harder selbst. Wahrscheinlich ihr bestes Jahr jemals. Vielleicht hätte sie sogar den von der Fachzeitschrift France Football vergebenen Ball d‘Or gewonnen, würde die Verleihung nicht dieses Jahr Corona-bedingt ausfallen.
Anfang Juli feierte sie Wolfsburgs sechsten Pokalsieg in Serie, die Meisterschaft holte das Team kurz zuvor zum vierten Mal in Folge. „Endlich vereint“, twitterte sie bei der Ehrung und hielt Meisterschale und Torjägerinnenkanone in die Kamera. Der Sieg der Champions League, die Ende August in Spanien zu Ende gespielt wird, fehlt der ehrgeizigen Harder allerdings noch. In den letzten Jahren unterlag Wolfsburg mehrfach Olympique Lyon.
Vor Wolfsburg spielte Harder im schwedischen Linköping, wo sie Magdalena Eriksson traf. Seit bei der Europameisterschaft 2019 ein Kuss-Foto der beiden kursierte, ist ihre Beziehung öffentlich. Harder setzt sich seither für einen offeneren Umgang mit Homosexualität sowie Gleichberechtigung zwischen Frauen- und Männerfußball ein. Sie ist ein Vorbild, eine der besten Spielerinnen der Welt. Und jetzt auch (Achtung: Vorschlag der Redaktion) Niedersachsens „Fußballer*in des Jahres“. Alina Götz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen