das portrait: Filmproduzentin Margarete Menegoz soll in der Académie César aufräumen
Filmproduzenten stehen selten im Rampenlicht. Das weiß Margaret Menegoz spätestens, seit sie 2013 den französischen Filmpreis César für Michael Hanekes Altersdrama „Liebe“ entgegennahm. Moderator Jamel Debbouze unterbrach damals ihre Dankesrede, um zu fragen: „Wer sind Sie?“ Die Frau mit den blonden, langen Haaren und der randlosen Brille antwortete schlicht: „Ich bin Margaret“.
Seit Mittwoch ist Menegoz über die Welt des Films hinaus bekannt: Die 78-Jährige übernahm übergangsweise die Präsidentschaft des César. Die Verleihung des begehrten Filmpreises am Freitag findet unter schwierigen Vorzeichen statt. Frauen wollen gegen die zwölf Nominierungen für den Film von Roman Polanski, „Intrige“ („J’accuse“), protestieren. Polanski wird von mehreren Frauen der sexuellen Aggression oder Vergewaltigung beschuldigt.
Der Streit über Polanskis Nominierungen war es auch, der vor zehn Tagen zum kollektiven Rücktritt der Leitung der César-Akademie führte. Der Vorstand reagierte damit auch auf Kritik von prominenten Filmschaffenden wie Bertrand Tavernier, Omar Sy oder Cédric Klapisch. Sie hatten dem Leitungsgremium in einem offenen Brief einen autoritären Führungsstil vorgeworfen, der vor allem von Präsident Alain Terzian gepflegt worden sein soll.
Menegoz muss sich nun mit diesen Vorwürfen auseinandersetzen und die Filmakademie mit ihren 4.700 Mitgliedern neu strukturieren. Viel Zeit hat sie dafür nicht: Am 20. April soll die Generalversammlung zusammenkommen und neue Statuten beschließen. Im Sommer soll dann eine neue Verwaltung gewählt werden. Die Übergangspräsidentin, die 1991 in der Jury des Filmfests von Cannes saß, dürfte dabei einen anderen Führungsstil pflegen als ihr Vorgänger. 2012 verriet sie der Kinowebsite Allocine, was eine gute Filmproduzentin ausmacht: „Für mich ist das ziemlich nah an einer Mutter. Es muss Harmonie herrschen. Die Mannschaft muss zusammenhalten.“
Seit 1975 leitet Menegoz die Produktionsfirma Les Films du Losange, zunächst zusammen mit Eric Rohmer und Barbet Schroeder. Rohmer hatte sie damals für die deutsch-französische Literaturverfilmung „Marquise von O“ ausgewählt, weil sie deutsch konnte. Als Tochter von Donauschwaben wurde sie 1941 in Budapest geboren und floh bei Kriegsende nach Deutschland. Nach dem Abitur fand sie durch eine Zeitungsanzeige Arbeit als Cutterin in einer Filmproduktionsfirma, deren Kurzfilm auf der Berlinale gezeigt wurde. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, den Regisseur Robert Menegoz, kennen, für den sie nach Frankreich zog. „Ich bin nicht durch Kinoleidenschaft zum Film gekommen. Wenn ich einen Landwirt geheiratet hätte, würde ich jetzt Schweine züchten“, sagte sie Allocine.
Menegoz wurde nicht nur Eric Rohmers Produzentin, sondern arbeitete auch mit Regisseuren wie Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder oder zuletzt Christian Petzold, für den sie „Undine“ mit produzierte. Sie ist Mitglied der Deutsch-Französischen Filmakademie. Christine Longin, Paris
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