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das portraitMartin Mehrtens bleibt Kanzler

„Geh ich nun oder bleib ich nun“, das fragte sich schon Nina Hagen Foto: dpa

Für Martin Mehrtens ist die Universität Bremen „ein Ort, an dem Talente entwickelt werden und man Neues entdeckt“. So wird der Uni-Kanzler auf der Homepage seiner Arbeitsstelle zitiert – und um diesem für jede Ausbildungsstätte geltenden, schnarchlangweiligen Satz ein bisschen Würze zu verleihen, hier eine kleine Ergänzung: „Die Uni Bremen ist ein Ort, der einen zum Bleiben überredet.“

Denn Mehrtens wollte weg. Zumindest letzte Woche noch. Da hatte er ohne Angabe von Gründen um seine sofortige Entlassung und seine Versetzung in den Altersruhestand gebeten. Am Montag teilte das zuständige Wissenschaftsressort dann mit: Der Kanzler habe seinen Antrag zurückgezogen und werde bis zum Jahresende im Amt bleiben.

Dem wiederum widersprach gegenüber dem Weser-Kurier am Dienstag die Uni mit einem Hinweis auf noch laufende Gespräche – die am Mittwoch aber auch schon wieder beendet waren. Denn da veröffentlichten Uni-Leitung und Wissenschaftsressort eine Stellungnahme, in der es heißt: „Der Kanzler der Universität Bremen, Dr. Martin Mehrtens, bleibt solange im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist, längstens jedoch bis zum 31. Dezember 2020.“

Womit Mehrtens zum Bleiben bewegt werden konnte, verraten auch auf Nachfrage weder die Uni noch das Wissenschaftsressort. Und auch, wieso Mehrtens so überstürzt seinen Sessel räumen wollte, bleibt im Dunkeln. Laut Uni-Rektor Scholz-Reiter hätten „die Gründe nichts mit der Uni oder der Person des Kanzlers zu tun“.

Das Schweigen heizt natürlich die Gerüchteküche an: So soll der 66-Jährige, der seit 2013 Uni-Kanzler ist, befürchten, aufgrund einer Neuregelung des Beamtenrechts im kommenden Jahr weniger Altersbezüge zu erhalten als erwartet. Ab dann nämlich werden für die Höhe der Pension künftig die Bezüge der vergangenen zehn Jahre zugrunde gelegt.

Nach seinem Studium der Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Pädagogik in Kiel und Bremen und anschließender Promotion war Mehrtens erst Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Projektmanagement und Wirtschaftsinformatik der Uni Bremen und danach Dezernent für Organisation, Personalentwicklung und IT. Als Uni-Kanzler ist er für die Verwaltung und die Finanzen zuständig.

„Martin Mehrtens befindet sich bereits in der Verlängerung“, sagt Wissenschaftsstaatsrat Tim Cordßen. „Denn die Altersgrenze hat er bereits Ende 2018 erreicht.“ Was es mit dem Hickhack der letzten Tage auf sich hat, mag auch er nicht verraten, sagte aber: „Ich freue mich, dass er vorerst bleibt.“ Simone Schnase

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