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das portraitRicarda Lang wird die neue Vizevorsitzende der Grünen

Eins ist jetzt schon klar: Die Grünen werden auf ihrem Parteitag, der ab Freitag in Bielefeld stattfindet, ihre Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck bis zur Besinnungslosigkeit feiern. Durch den Hype um die ChefInnen könnten ein paar interessante Personalien untergehen, zum Beispiel diese hier: Ricarda Lang wird als neue Vizevorsitzende in den Bundesvorstand der Grünen aufrücken. Das ist für die Partei eine gute Nachricht. Die 25-jährige Ex-Chefin der Grünen Jugend hat bewiesen, dass sie wertvolle Beiträge leisten kann.

Sie wolle, dass die Grünen vielfältiger würden, schreibt sie in ihrer Bewerbung an die Delegierten. Dafür müsse die Partei auch an ihre eigenen Strukturen ran. „Denn die Vorstellung, dass alle Menschen dieselben Ausgangsbedingungen haben, ist eine neoliberale Lüge.“ Lang, eine überzeugte Feministin, ist bewusst, dass People of Color, NichtakademikerInnen oder Menschen mit Behinderungen Steine in den Weg gelegt werden. Und dass auch die Grünen, die sich für progressiv halten, von solchen Mechanismen nicht frei sind. Deshalb will sich Lang in die Arbeitsgruppe Vielfalt einbringen, die Gesine Agena, ihre Vorgängerin im Vorstand, maßgeblich angeschoben hat.

Lang ist keine, die schnell klein bei gibt. Die junge Politikerin, die kein Problem damit hat, sich als „dick“ zu bezeichnen, ist im Netz seit Längerem heftigsten Angriffen ausgesetzt. Männer kübeln unter ihren Tweets eimerweise Schmutz aus, einfach, weil sie eine Frau ist, aussieht, wie sie aussieht, und sich anmaßt, eine politische Meinung zu vertreten.

Und Ricarda Lang? Machte Bodyshaming konsequent zu ihrem Thema. Sie gibt Interviews, schreibt schmissige Texte bei bento, dem Jugendmagazin des Spiegel – und analysiert klug den Zusammenhang zwischen Hasskommentaren und Sexismus. Cooler kann man die Hater dieser Welt kaum kontern.

Lang ist seit 2012 bei den Grünen. Sie war zwei Jahre lang Sprecherin der Grünen Jugend, eine Zeit, in der der Jugendverband stark gewachsen ist. Thematisch ist sie breit aufgestellt und arbeitet etwa seit 2015 in einer parteiinternen Rechtsextremismus-Kommission mit. Lang hat dabei keine Angst, sich auch mal mit den ChefInnen anzulegen. Als Baerbock und Habeck ihrer Sommerreise im Jahr 2018 das Motto „Des Glückes Unterpfand“ gaben, um mit einem Zitat aus der Nationalhymne klar zu machen, dass die Grünen auch Patriotismus können, hielt Lang – fast als Einzige in der Partei – dagegen. „Patriotismus ist eine klassisch konservative Strategie“, sagte sie damals im taz-Interview. Die ChefInnen waren not amused.

Wenn sie in den Vorstand gewählt wird, will Lang in Zukunft mehr zur Schnittstelle ­Klimaschutz und Feminismus arbeiten, sagt sie. Schließlich stünden mit Greta Thunberg und Luisa Neubauer starke Frauen an der Spitze der weltweiten Bewegung für mehr Klimaschutz. Rechte würden ihnen auch deshalb mit so viel Hass begegnen, weil sie spürten, dass sie die bestehenden Machtverhältnisse in Frage stellten. Ricarda Lang hat, kurz gesagt, noch ­einiges vor. Ulrich Schulte

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