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das portraitDer neue Speaker Lindsay Hoyle will im britischen Parlament aufräumen

Sein Papagei heißt Boris, wie der britische Premierminister, und kann „Order, Order!“ schreien. Seine Schildkröte heißt Maggie, wie eine frühere Premierministerin, weil sie eine harte Schale hat und sich zu keiner Kehrtwende zwingen lässt. Lindsay Hoyle, der neue Speaker des britischen Unterhauses, hält auch Katzen sowie Hunde, benannt nach Labour-Politikern. Diese Menagerie dürfte ihm die nötige Übung für den Vorsitz über die 650 Abgeordneten im House of Commons gesichert haben.

Mit 325 gegen 215 Stimmen setzte sich der 62-jährige Labour-Abgeordnete am Montag­abend im vierten und letzten Wahlgang im Unterhaus gegen seinen Labour-Rivalen Chris ­Bryant durch. Lindsay Hoyle galt schon vorher als Favorit für die Nachfolge des abgetretenen John Bercow, dem er zuvor jahrelang als Stellvertreter gedient hatte. Immer wieder ist in vergangenen Jahren zu sehen gewesen, wie sich die Stimmung plötzlich veränderte, wenn Hoyle an der Stelle Bercows die Debatten leitete: Alles war leiser und unaufgeregter, bedächtiger und freundlicher, eine rhetorische Oktave tiefer gesetzt und damit politisch weniger aufgeheizt. Diese Qualitäten gaben dann Hoyle bei der Nachfolgerwahl den Ausschlag gegenüber öffentlich bekannteren Kollegen. Vom ersten Wahlgang an lag er deutlich vorn.

Im Unterhaus sitzt Hoyle seit 1997, als Labour unter Tony Blair mit einem Erdrutschsieg achtzehn Jahre konservative Herrschaft beendete. Er vertritt seit nunmehr 22 Jahren den Wahlkreis Chorley, eine Kleinstadt im nordwestenglischen Lancashire, nicht weit von Manchester – zuvor hatte sein Vater seit 1974 im Unterhaus gesessen, für einen anderen Wahlkreis. Früh legte Hoyle sich mit Tony Blair an – er torpedierte dessen Idee, die Souveränität über Gibraltar mit Spanien zu teilen, und blieb als Vorsitzender der Gibraltar-Arbeitsgruppe des Parlaments ein Verfechter des gibraltarischen Rechts auf Selbstbestimmung. Der Zwist mit Blair verbaute ihm den Aufstieg in ein Regierungsamt, also stieg er im Parlament auf.

Nun will Hoyle, sagt er, „die Flecken entfernen“, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Es geht nicht nur um Bercows Ton im Parlament, sondern auch um den Befund einer richterlichen Untersuchung vor einem Jahr, die Parlamentsleitung dulde Schikanen und Belästigungen von Parlamentsangestellten durch Abgeordnete – Bercows eigene frühere Mitarbeiter haben schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben.

In seiner Siegesrede kündigte der neue Speaker an: „Dieses Haus wird sich verändern, und es wird sich zum Besseren verändern. […] Ich hoffe, es wird wieder ein großes und respektiertes Haus werden.“ Andere Redner pflichteten ihm bei. Das Parlament, so Oppositionsführer Jeremy Corbyn, könne „ein sehr einsamer und verzweifelter Ort“ sein. Premierminister Boris Johnson erklärte: „Die Liebenswürdigkeit des Speakers ist der absolut zentrale Faktor für unser Selbstvertrauen und unser Benehmen.“

Doch verbale Einsicht zählt im Alltag wenig. Hoyles erste Worte als Speaker an die Abgeordneten lauteten: „Kein Applaus!“ Daraufhin applaudierten sie. Dominic Johnson

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