das portrait: Angela Schürzeberg schreibt lieber selbst
An diesem Sonntag endet die Amtszeit von Angela Schürzeberg. Für die Wahl hat sich die 62-Jährige nicht mehr aufstellen lassen. Seit 2011 ist sie Landrätin für die SPD im Landkreis Holzminden im südlichen Niedersachsen. In ihrer Funktion war sie mehrmals mit der lokalen und überregionalen Presse aneinandergeraten. Zuletzt mit einem Politikjournalisten, dessen aus ihrer Sicht ehrverletzende Anfrage sie samt Antworten eigenmächtig auf der Internetseite des Landkreises veröffentlichte, statt ihrer Auskunftspflicht zu folgen und dem Pressevertreter das Berichten zu überlassen.
In die Region Holzminden war Schürzeberg Ende der Neunzigerjahre aus Berlin zurückgekehrt, wo die gelernte Industriekauffrau für Siemens und die IG Metall gearbeitet hatte. Sie ist im Landkreis geboren, in Holenberg, 400 Einwohner, schönste Mittelgebirgslandschaft. 2001 dann der Schritt in die Kommunalpolitik, als Bürgermeisterin ihres Geburtsort.
Und 2010 konnte sie die örtliche SPD für ihre – dann auch erfolgreiche – Kandidatur zur Landrätin gewinnen: Mit einer Lobrede auf die regionale Identität und einem Ausblick auf ihr Lieblingsthema, die Entwicklung des ländlichen Raums. Seitdem kämpft sie für ihre Region und will sich gegen die Abwanderung von Arbeitskräften stark machen.
Dabei ist es immer wieder zu Problemen gekommen: Schürzeberg trug nicht immer die Verantwortung, berichtet hat die lokale Presse trotzdem. Als 2016 ein straffälliger Asylbewerber aus der Zuständigkeit des Landkreises einer Vergewaltigung in Hamburg beschuldigt wurde, kam es zu bundesweiter Kritik. Auch das Land Niedersachsen kritisierte die Verantwortlichen des Landkreises, obwohl ihnen wohl die Hände gebunden waren. Seitdem hat der Landkreis eine eigene Pressestelle und die mauert gegenüber der lokalen Zeitung, gern auch mal ein halbes Jahr, um dann einfach selbst zu schreiben.
Die Deutsche Journalisten Union spricht von Einschüchterung der Presse, doch Schürzeberg stellt der vierten Gewalt in Aussicht, man könne sich ja immer noch vor Gericht treffen. Für ein Gespräch sei sie nicht verfügbar, teilte ihr Sprecher Peter Drews der taz mit. Marinus Reuter
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