piwik no script img

das portraitDer Million-Dollar-Mönch: Der Kenianer Peter Tabichi ist Lehrer des Jahres

Foto: Jon Gambrell/ap

Am Wochenende ist der Mathe- und Physiklehrer Peter Tabichi aus Kenia als weltbester Lehrer geehrt worden. Bei der Verleihung des „Global Teacher Prize“ in Dubai verkündete der Schauspieler Hugh Jackman Tabichis Sieg. Eine Szene, in der zwei Realitäten aufeinanderprallten: Hier der Ex-Wolverine und „Sexiest Man Alive“ Jackman, der fälschlicherweise von Mister „Tabachi“ spricht und unter Feuerwerk die Trophäe, aufgemotzt mit einer Million Dollar Preisgeld, präsentiert. Dort der Lehrer und Mönch Tabichi in der braunen Kutte der Franziskaner – der katholische Bettelorden verschreibt sich der Austerität.

Peter Mokaya Tabichi, der an der Keriko-Schule in Pwani im Westen Kenias lehrt, soll achtzig Prozent seines Gehalts für lokale In­frastrukturprojekte spenden. In seiner Klasse unterrichtet er allein 58 Schüler*innen. Vielen von ihnen hilft der 36-Jährige zudem mit Einzelnachhilfe am Wochenende. „Ich fungiere als der größte Ermöglicher ihres Schicksals“, lässt sich Tabichi auf der Seite des Global Teacher Prize selbstbewusst zitieren. Obwohl er vor der Nominierung eher introvertiert gewesen sei. Doch seit bekannt wurde, dass Tabichi als einer von rund Zehntausend Lehrer*innen aus insgesamt 179 Ländern für den Preis vorgeschlagen wurde, berichten nationale Medien anerkennend von dem mopedfahrenden Hoffnungsträger, der Lehrer als Superstars bezeichnet. Und er muss es wissen, immerhin sind acht seiner nahen Verwandten Lehrer.

Der Global Teacher Prize des Immobilienmoguls Sunny Varkey hebt Tabichis Hingabe für die schlecht ausgestatteten Schulen heraus, deren Zöglinge dank des Lehrers mit den besten Institutionen des Landes mithalten können. Und das, obgleich viele aus armen Verhältnissen stammen. Ein Drittel sei verwaist, viele kommen früh mit Drogen in Kontakt oder werden schwanger.

Zuvor war Tabichi Lehrer an einer Privatschule, seinen Abschluss hatte er an der agrarwissenschaftlichen Hochschule Egerton in Kenia gemacht. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wurde Tabichi vom Vater, einem Grundschullehrer, aufgezogen. Als zentralen Bestandteil dieser Erziehung nennt er das Verinnerlichen christlicher Moral und Gottesfurcht. Nichts weniger als die „Erleuchtung“ anderer zählt Tabichi zu den Zielvorstellungen seines Berufsfeldes. Eine ehemalige Schülerin widmet ihm ihren Masterabschluss und schreibt auf seine Facebook-Seite: „Sie sind ein Vorbild, nicht nur für mich und die Gemeinde, sondern die ganze Welt.“

Mit dem Millionenpreis wird nun Tabichis Engagement ausgezeichnet, in dessen Folge Schü­ler*innen bei nationalen Wissenschaftswettbewerben brillierten, gezielt Mädchen gefördert werden und „Disziplinlosigkeiten“ um neunzig Prozent zurückgegangen sein sollen. Angekündigt hatte der Lehrer, im Fall seines Sieges die Schule mit einem Computerraum auszustatten. Was die Keriko Secondary School auch mit vielen hiesigen Schulen gemeinsam hat: Die Internetverbindung sei wohl keine Erleuchtung. Finn Holitzka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen