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das portraitJanina Marahrens-Hashagen und die unsichtbare Hand der Gleichberechtigung

Kann nichts dafür, dass sie Spitze ist: Chefin der Bremer Handels- kammer Foto: Frank Pusch

In Sachen Gleichberechtigung ist Bremen zuletzt in die Schlagzeilen geraten: Die Organisatoren des jährlichen Eiswettfests luden die Bürgermeisterin aus – weil sie eine Frau ist. Das hat Boykottaufrufe und Diskussionen nach sich gezogen, zwischen denen eine wichtige Nachricht fast unterging: Seit Montag steht erstmals eine Frau an der Spitze der Bremer Handelskammer. Allerdings sieht Janina Mar­ahrens-Hashagen ihre Ernennung zur neuen Präses nicht als Schlag gegen das Patriarchat. „Ich kann ja nichts dafür, dass ich eine Frau bin“, sagt sie. „Das ist ein spannender nächster Schritt in meiner Laufbahn.“

Seit 2001 ist sie im Plenum der Handelskammer aktiv, Präsidiumsmitglied seit 2009. Die Firmengruppe H. Marahrens, die Schilder aller Art produziert, leitet sie seit über 20 Jahren. Nun, da ihr Sohn der Geschäftsführung beigetreten ist, habe sie Zeit für diese Herausforderung, sagt Marahrens-Hashagen.

Über die Hälfte ihrer Angestellten sind Frauen. Im Plenum der Handelskammer sieht das anders aus: Hier sind Frauen nur zu einem Fünftel vertreten. Wegen der „Rolle im Haushalt“ sei es schwierig, Frauen für dieses Ehrenamt zu gewinnen, sagt Marahrens-Hashagen. Sie glaubt aber, dass sich das mit der nächsten Generation ausgleicht. Offenbar war auch der hohe Frauenanteil in ihrem Unternehmen keine bewusste Entscheidung: „Das hat sich so entwickelt“, sagt sie.

Ihr Hauptanliegen für die nächsten drei Jahre ist, Ausbildungen zu stärken. „Unternehmen müssen in der Berufsorientierung präsenter sein – in die Schulen gehen, zum Beispiel“, erklärt sie. Außerdem müssten Firmen und die öffentliche Verwaltung bei der Digitalisierung mitziehen: „Rentenberatungstermine etwa online zu machen ist viel einfacher.“

Zum Schaffermahl im Februar ist Marahrens-Hashagen eingeladen. Im Gegensatz zum Eiswettfest erlaubt dieses Treffen Bremer Kaufleute seit vier Jahren auch Frauen den Zutritt – allerdings nur an einem einzigen Tisch. Traditionell hält der, jetzt die, Präses der Handelskammer beim Vorempfang eine Rede. Ob die Schaffer sie danach an den Katzentisch verbannen, ist offen. Carlotta Hartmann

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