piwik no script img

das portraitRoland Schielkeverlässt den Born

Plattenbauten und Kriminalität – dieses Bild haben viele vom Osdorfer Born. Die Bewohner aber sind stolz und kämpfen gegen das schlechte Image. 41 Jahre lang hat Roland Schielke die Entwicklung des Stadtteils miterlebt und -gestaltet. Am Freitag geht der Sozialarbeiter in den Ruhestand.

1977 begann er, in der Maria-Magdalena-Gemeinde des damals jungen Stadtteils zu arbeiten. „Hier herrschte Aufbruchstimmung“, erzählt Schielke. Als Jugendlicher in Pinneberg war er an den Protesten für ein Jugendzentrum beteiligt gewesen – einer der Gründe für sein späteres Sozialpädagogikstudium. Im Osdorfer Born baute er dann einen Jugendclub auf.

Zur Jahrtausendwende stand die Kirchengemeinde kurz vor der Pleite. Den Jugendclub mussten sie schließen. In den maroden Räumlichkeiten des Gemeindezentrums entstand das Kindermuseum – ein wichtiges Zentrum des Stadtteils war damit verschwunden.

Als Leiter der Stadtteildiakonie war Schielke maßgeblich an der Planung für ein neues Zentrum beteiligt. Nach 13 Jahren war es so weit: Das neue Bürgerhaus eröffnete. „Zwei Tage vor der Einweihung waren die Fußböden noch nicht fertig“, erinnert sich Schielke.

Das Bürgerhaus finanziert sich inzwischen selbst. Verschiedenste Gruppen mieten Räume, von Tanz und Theater über die Volkshochschulkurse bis hin zum AWO-Seniorentreff. Eine Lebensmittelausgabe hatte Schielke bereits 2007 mit der Hamburger Tafel ins Leben gerufen.

„Viele sehen nur die Hochhäuser“, sagt Schielke. „Dabei ist es ein grüner Stadtteil mit viel Leben.“ Wo viele arme Familien leben, funktioniere das Bürgerhaus gut als Zentrum.

Die Hamburger Morgenpost schrieb kürzlich von einer „Born-Identität“: Die gibt es laut Schielke wirklich. Wegen der schlechten Anbindung sei der Stadtteil immer isoliert gewesen – wie ein eigenes Dorf. Mehrmals hatte die Stadt den Bewohnern eine U-Bahn-Anbindung versprochen. „Aber ob ich die nochmal erlebe…?“, witzelt Schielke.

Der 65-Jährige weiß noch nicht, ob er im Stadtteil bleibt. Sicher ist, dass er sich dort weiterhin engagieren möchte. Carlotta Hartmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen