das portrait: Handball-EM-Held Kai Häfner will auch zur WM fahren
Sein sportlicher Höhenflug hatte 2016 auf dem Sofa begonnen. Kai Häfner saß zu Hause und verfolgte im Fernsehen die Handball-Europameisterschaft in Polen. Dann verletzte sich Rückraumspieler Steffen Weinhold und Häfner wurde zum letzten Spiel der Hauptrunde gegen Russland nachnominiert. Die deutsche Mannschaft gewann letztlich gegen Spanien den EM-Titel. Häfner erzielte 15 Treffer in drei Spielen, darunter in den letzten Sekunden des Halbfinals den Siegtreffer gegen Norwegen und stieg so zum nachgereisten Helden auf.
Warum sollte sich das bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft 2019 in Dänemark und Deutschland nicht wiederholen? Häfner gehört nach einer langwierigen Bauchmuskelverletzung zwar zumindest dem vorläufigen Kader von Handball-Bundestrainer Christian Prokop an. Ob er aber wirklich für das Turnier berücksichtigt wird, ist noch völlig offen.
Häfner ist Rückraumspieler des Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf und konnte sich dort auch deshalb einen Namen machen, weil er in den vergangenen zwei Jahren in der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle spielte. Sein Nachrücken und seine Tore hatten den Triumph bei der EM erst ermöglicht. Auch am Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro war Häfner beteiligt. Aber daraus abzuleiten, dass er für die WM im eigenen Land und in Dänemark auf jeden Fall berücksichtigt wird, wäre falsch. Dazu ist der Profisport zu schnelllebig und zu undankbar.
Das Gute an Häfner ist: Er repräsentiert seine Sportart vorbildlich. Wann immer im Auftrag der TSV Hannover-Burgdorf ein Spieler mit Format gefragt ist, steht der 29-Jährige parat. Auf Rückschläge findet er gute Antworten. Aber wie reagiert man als Vorbild und Führungsspieler, wenn die Gefahr besteht, ausgerechnet an der ersehnten WM nicht teilnehmen zu dürfen? „Das habe ich mir anders erhofft“, sagt Häfner über seine derzeitige Hängepartie. Sollte er tatsächlich nicht nominiert werden und sollte sich dann einer der Spieler verletzen, hätte er immerhin eine kurze Anreise. Und dass er vom Sofa- in den Turniermodus schalten kann, hat er ja bereits bewiesen. Christian Otto
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen