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das portraitDie Handballerin Isabelle Döllebehält den Überblick

Große Erwartungen und ein Funken Erleichterung beim Buxtehuder SV: Ab der nächsten Saison spielt die 19-jährige Isabelle Dölle im Team des Bundesliga-Dritten. Sie sei „eines der größten Nachwuchstalente in Deutschland“, kommentierte Trainer Dirk Leun den Neuzugang, er sei „sehr zufrieden“, dass Dölle sich nun für den SV entschieden habe. Sie soll auf der rechten Angriffsseite um Ex-Nationalspielerin Friederike Gubernatis und die frühere Oldenburgerin Maike Schirmer spielen.

Sind die Vorschussloorbeeren berechtigt? Nun, es deutet zumindest einiges darauf hin: Mit 16 debütierte Dölle in der dritten Handball-Bundesliga, schon sehr früh machte sie dort auf sich aufmerksam: Weil sie Tore jagt, vor allem aber, weil sie den Überblick übers Spiel behält und zuverlässig treffsichere Pässe liefert.

Dass so viel Potenzial nicht unbemerkt bleibt, überrascht nicht. Zuletzt klopften immer wieder diverse Vereine bei dem Jungtalent an. Dem SV Werder Bremen war es gerade erst im Sommer gelungen, Dölle vom HSG Hannover-Badenstedt abzuwerben. Und nun, nach nur einer Spielsaison, zieht sie schon wieder weiter – eine Ausstiegsklausel im Vertrag macht’s möglich.

Beim BSV hat sie für zwei Jahre unterschrieben. Die Handballerin sieht das Vereins-Hopping pragmatisch: Der Wechsel in die Erste Liga sei „eine Riesenchance“ für ihre Sportlerkarriere, sagt Dölle, und Buxtehude „ein sehr angesehener Verein“. Alles auf eine Karte setzen will sie aber nicht. Ab Herbst wird Dölle in Hamburg Wirtschaftsingenieurwesen studieren.

Dass es anstrengend werden könnte, zwischen Hörsaal und Sporthalle zu pendeln, weiß auch Dölle. Doch sie ist eng getaktete Tage gewöhnt, schließlich büffelte sie im Frühjahr noch an der Humboldtschule Hannover, einer der „Eliteschulen des Sports“ des Deutschen Sportbundes, fürs Abitur. Und während sich Gleichaltrige nach der Schulzeit erst mal eine Auszeit gönnen, hat der Sport für die junge Frau Priorität: „Um die Welt reisen, in die USA fliegen, das wäre schon toll. Ist gerade aber ausgeschlossen, denn ich will unbedingt trainieren, auf hohem Niveau“, sagt Dölle, und schiebt hinterher: „Ich will noch besser werden.“

Ein kompromissloser Satz, der aus ihrem Mund zwar sehr bestimmt, aber ehrlich unverkrampft klingt. Perfektionistisch sei sie nicht, aber ehrgeizig, „na klar“. Auf ihre Ziele angesprochen äußert sich die junge Frau dann aber doch verhalten: „Irgendwann in der ‚echten‘ Nationalelf zu spielen, wäre ein Traum, doch erst mal denke ich nur Schritt für Schritt.“ Wenn sie weiter so große Schritte macht, ist der Weg dahin nicht mehr weit: Im Kader für die U20-Frauen-WM in Ungarn, die am 1. Juli beginnt, ist Dölle schon. Und die Aufmerksamkeit ist ihr sicher. Annika Lasarzik

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