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das portraitPernille Harder will das Triple feiern

Wolfsburg hat ein Déjà-vu. Schon wieder krepeln die Männer des VfL Wolfsburg am Ende der Tabelle herum, während das Frauenteam des selben Vereins mit ihren Weltklassespielerinnen wie der Dänin Pernille Harder in allen sportlichen Wettbewerben brillieren. Am Sonntag schoss Harder, vierfache dänische Fußballerin des Jahres, in der 69. Minute das erste Tor im Rückspiel gegen den FC Chelsea (2:0). Sie ebnete damit den Weg ins Champions League-Finale. Die VfL Frauen können in dieser Saison noch alle drei Titel holen: die Champions League, die Meisterschaft und den Pokal.

Harder unterschrieb im Dezember 2016 den Vertrag in Wolfsburg. Die 25-Jährige, die es auf ihrer Webseite als ihre beste Eigenschaft beschreibt, dass sie niemals aufgibt, hatte schon in ihrer ersten Saison großen Anteil an den Erfolgen ihres Teams. „Das Pokalfinale gegen den SC Sand entschied sie im Alleingang“, schrieb damals die Frankfurter Rundschau über die Mittelfeldspielerin. Der VfL verlängerte sogleich den Vertrag mit Harder bis Juni 2020.

„Wir arbeiten hart und machen alles, um die Titel zu gewinnen“, sagt Harder. Die Chancen stünden gut: „Wir haben ein sehr gutes Team.“ Ob die Frauen diese Siege mit ihrer Mannschaft auch feiern dürften, ist in Wolfsburg allerdings nicht garantiert.

Im vergangenen Jahr mussten die Frauen auf die akut abstiegsbedrohten Männer des Vereins Rücksicht nehmen. Die offizielle Ehrung der Meisterinnen durch die Stadt wurde ein paar Monate nach hinten verschoben. Weil der „gesamte VfL“ derzeit „natürlich komplett auf die Relegation fokussiert“ sei, begründete VfL-Geschäftsführer Tim Schumacher, das damals. Und nun? Die Männer kämpfen auf Platz 16 schon wieder gegen den Abstieg.

Aber die Stadt bemüht sich darum, eine bessere Figur als im letzten Jahr zu machen: Man stünde mit dem Verein zu diesem Thema schon „in engem Austausch“, schreibt ein Stadtsprecher. „Eine mögliche Titelfeier im Anschluss an das letzte Heimspiel der Frauenmannschaft am 3. Juni 2018“ werde geplant. „Die aktuelle sportliche Situation der Bundesliga-Profis“, womit der Sprecher wohl die Männer meint, spiele bei diesen Planungen keine Rolle.

„Ich hoffe sehr, dass die Männer die letzten Spiele gewinnen“, sagt Harder. Sie fiebere mit dem Team mit. „Aber wenn es für sie schief geht, sollte uns das nicht beeinflussen“, sagt sie. „Es ist nicht dasselbe, zwei Monate später zu feiern.“ Andrea Scharpen

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