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das portraitAbdullah Gül, türkischer Ex-Prä­sident, tritt nicht gegen Erdoğan an

Eine Woche lang hatte es in der türkischen politischen Szene mächtig gebrodelt, doch am Samstagnachmittag war alles wieder vorbei. Abdullah Gül, Ex-Präsident, Mitgründer der AKP und früherer enger Weggefährte von Recep Tayyip Erdoğan, wird bei den Präsidentschaftswahlen im Juni nicht als Kandidat der Opposition gegen Erdoğan antreten.

Nach wenigen Tagen war der Traum, manche sagen auch Albtraum, Erdoğan mithilfe seines ehemaligen Freundes aus dem Sattel zu heben, schon wieder ausgeträumt. Am Samstagnachmittag trat Gül vor die Presse, um zu erklären, dass er nicht erneut für das höchste Amt im Staate kandidieren werde. Fragen der Journalisten beantwortete Gül nicht mehr.

Als Grund nannte er die Uneinigkeit und mangelnde Unterstützung in den verschiedenen Oppositionsparteien. Nur für eine breite Bewegung hätte er zur Verfügung gestanden. Tatsächlich war das Echo auf eine mögliche Kandidatur Güls geteilt. Innerhalb der sozialdemokratisch-kemalistischen CHP gibt es viele, die den Mitgründer der AKP nicht wählen wollen. Die kurdische HDP tendiert dazu, ihren inhaftierten Ex-Parteichef Selahattin Demirtas zu ihrem Präsidentschaftskandidaten zu machen.

Auch die Vorsitzende der neuen rechtsnationalen IYI-Partei, Meral Akşener, machte schnell klar, dass sie mindestens in der ersten Runde der Wahlen selbst kandidieren werde. Lediglich die uneingeschränkte Unterstützung der islamistischen Saadet-Partei war Gül zu wenig.

Doch offenbar ist das nur die halbe Wahrheit. Wie als Erstes das Onlineportal der Zeitung Habertürk am Freitag berichtete, bekam Abdullah Gül zuvor ungebetenen Besuch. Auf Wunsch von Erdoğan schauten Generalstabschef Hulusi Akar und der Sprecher Erdoğans, Ibrahim Kalin, bei Gül zu Hause vorbei und nahmen ihn drei Stunden lang ins Gebet. Wolle er wirklich einem Bruder in den Rücken fallen?

Gül und Erdoğan waren 2001 die beiden wichtigsten Gründer der AKP. Zuvor waren sie gemeinsam in der islamischen Tugendpartei aktiv. Sie kennen sich seit Jahrzehnten. Nach dem Wahlsieg 2002 war Gül einige Monate als Ministerpräsident Platzhalter von Erdoğan. Anschließend rückte er auf den Posten des Außenministers und den des zweiten Mannes der AKP. 2007 machte Erdoğan seinen Freund Gül zum Präsidenten der Republik, was er bis 2014 blieb.

In dieser Zeit, daran erinnerten viele CHP-Leute in den vergangenen Tagen, hat er nie einem Gesetz Erdoğans widersprochen, auch wenn er gelegentlich durchblicken ließ, dass er mit der Politik nicht einverstanden sei. Erdoğan verhinderte daraufhin, dass Gül nach seiner Präsidentschaft Vorsitzender der AKP und neuer Ministerpräsident wurde. In dieser Zeit beschwerte sich Güls Frau einmal über Drohungen aus Erdoğans Umkreis.

Auch jetzt scheint man Gül klar gemacht zu haben, dass eine Kandidatur nicht ohne Risiko wäre. Der Chefredakteur von Habertürk Online, Baris Erkaya, wurde noch in der Nacht von Freitag auf Samstag gefeuert. Wolf Wittenfeld

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