das portrait: Für Wolfsburg bringt Bruno Labbadia die nötige Lockerheit mit
Seit einigen Jahren wird im Fußball eine seltsame Diskussion über Trainertypen geführt. Es ist ein Versuch, Unterschiede sichtbar zu machen. Nicht immer gelingt er. Die einen werden manchmal etwas abfällig „Laptop“- oder „Konzepttrainer“ genannt; junge, kommunikative Typen, die in der Theorie in die Tiefe gehen und die volle Bandbreite der Wissenschaft für sich nutzen.
Und es gibt die anderen, für die es nicht wirklich einen Oberbegriff gibt, aber zu den Fußballlehrern der alten Schule gezählt werden. Was „alte Schule“ wirklich meint, kann aber keiner so recht sagen – wahrscheinlich einfach nur das Gegenteil.
Bruno Labbadia gehört weder eindeutig zur einen noch eindeutig zur anderen Gruppe. Der neue Chefcoach des VfL Wolfsburg ist mit seinen 52 Jahren zu jung, um zur alten Garde zu zählen. Aber er ist auch zu alt und inzwischen zu erfahren, um mit Typen wie Thomas Tuchel oder Domenico Tedesco verglichen zu werden. Labbadia ist so etwas wie ein Hybrid.
Früher, als es noch keine Tablets gab, erklärte er Vorständen und Aufsichtsräten seine Idee vom Fußball mithilfe von Powerpoint-Präsentationen. Das galt damals noch als hochmodern, die Verantwortlichen klatschten begeistert in die Hände. Heute kann man damit kaum noch jemanden beeindrucken.
Doch Labbadia verfügt über weitaus mehr Skills, die im Profifußball gefragt sind: zum Beispiel aus ehrgeizigen Individualisten ein Team zu formen. Dazu braucht es Empathie und Begeisterungsfähigkeit. Mit diesen Eigenschaften gelang es ihm 2015, den fast schon abgestiegenen und völlig orientierungslosen Hamburger SV in die Relegation zu führen und in der Liga zu halten. Sein damaliger Chef Dietmar Beiersdorfer wollte ihm daraufhin ein Denkmal setzen. Getan hat er es nie.
Mit Labbadia hat Wolfsburg einen Trainer verpflichtet, der gut zum Image des Clubs passt. Er ist ein anspruchsvoller Typ, der maximalen Erfolg will, der aber gelernt hat, mit den Gegebenheiten, die er nicht ändern kann, gelassen und locker umzugehen. Es ist genau jene Lockerheit, die der Wolfsburger Mannschaft derzeit fehlt. Daniel Jovanov
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