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das portraitWomit Amando Austvom TuS Dassendorf nicht gerechnet hat

Das nachfolgende Fußball-Märchen hat seinen Ursprung in etwas sehr Kleinem. Sie ist so winzig, dass sie auf dem Bildschirm eines Computers von einem Cursor fast überlagert wird. Doch der sportlichen Laufbahn von Amando Austs hat sie eine gewaltige Dynamik verpasst. Die Nationalflagge Gambias neben dem Profilbild des Fußballers auf der Website transfermarkt.de.

Die fiel einem Scout der Gambia Football Association (GFA) bei seiner Internet-Recherche ins Auge. Damit war schon viel erreicht für Gambia im Großen und Aust im Kleinen. Plötzlich war der 27 Jahre alte Kapitän der TuS Dassendorf, dem Spitzenreiter der fünftklassigen Oberliga Hamburg, ein Kandidat für die „Skorpione“. So werden die Nationalspieler des westafrikanischen Landes mit gerade mal zwei Millionen Einwohnern genannt.

Aust hatte sich darauf eingestellt, dass ihm seine Leidenschaft Fußball auch in den nächsten Jahren nur Duelle mit Concordia Hamburg, dem FC Süderelbe oder dem TuS Osdorf bescheren würde. Der Defensivspezialist sollte sich täuschen. Im Frühjahr erhielt der Ex-Spieler von Holstein Kiel (2011 bis 2013) eine Einladung zu einem Länderspiel des gambischen Teams, das auf Weltranglistenplatz 164 liegt.

Der VWL-Student stutzte, fuhr aber und feierte in Marokko beim 2:1 im Freundschaftsspiel gegen Zentralafrika ein Kurz-Debüt im Nationalteam. Als er danach nichts mehr vom Verband hörte, ging er davon aus, dass sein erstes Länderspiel auch sein letztes bleiben würde. Doch der gebürtige Berliner erhielt für den November eine weitere Einladung.

Im gambischen Team ist Aust der einzige Amateur. „Die anderen spielen mindestens in Dänemark in der Ersten Liga, in China in der Super League oder unser Kapitän beim KRC Genk – das sind schon Brocken“, sagte Dassendorfs erster Nationalspieler dem NDR. Jetzt hofft er darauf, im März beim Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup gegen Algerien dabei zu sein: „Da ist das Stadion voll, da kommen 20.000 Leute. Das ist natürlich eine ganz geile Geschichte.“ Das Märchen scheint noch nicht zu Ende erzählt zu sein. Christian Görtzen

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