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das portraitAntje Boetiusist fasziniert von der Tiefsee

Der Durchbruch kam für Antje Boetius mit den Methanfressern. Bei einer Forschungsreise 2006 entdeckt sie, dass das Treibhausgas im Meeresboden in einer Symbiose von Bakterien und Urbakterien (Archaeen) verarbeitet wird. Das liefert eine Erklärung dafür, warum die Ozeane nicht stärker zum Klimawandel beitragen, und Boetius brachte es einen der renommiertesten Wissenschaftspreise ein: den Leibniz-Preis.

Heute wird die 50-jährige Biologin mit einem Festsymposium in Bremerhaven in das Amt der Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung eingeführt. Neben wissenschaftlichem Renommee kann sie dafür Managementkenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Politik und Medien vorweisen. Sie sitzt dem Lenkungsausschuss Wissenschaft im Dialog vor, ist Mitglied des Wissenschaftsrates des Bundes und der Länder und hat diverse Forschungsreisen geleitet.

Die Reisen, draußen sein auf dem Meer, das habe sie motiviert, Meeresbiologin zu werden, sagt Boetius. Als Kind las sie Abenteuerromane wie „Die Schatzinsel“. Sie hörte die Geschichten ihres Großvaters, eines Kapitäns, der die Zeppelin-Katastrophe in Lakehurst überlebte. Und im Fernsehen sah sie die Tauchfilme von Hans und Lotte Hass. „Lotte war darin nicht nur Begleitwerk, sondern sie schwamm auch mit den Haien und machte Experimente“, erinnerte sie sich in der taz.

Boetius studierte Biologie in Hamburg, zwei Jahre davon als Gaststudentin an der Scripps Institution of Oceanography in Kalifornien. Schon während des Studiums nahm sie an den ersten Fahrten zur Erforschung der Tiefsee teil. Sie war fasziniert von dem, was es dort zu sehen gibt: von den bizarren Formen der bleichen Fische, riesigen Würmern und Quallen – und von dem Lichtspektakel, das die Tiere veranstalten, wenn die Scheinwerfer ausgeschaltet sind.

Wissenschaft an Laien zu vermitteln, ist ihr ein Anliegen, aber es brauchte ein bisschen Motivation durch ihren Vater, den Schriftsteller Henning Boetius, damit sie mit ihm zusammen ein Buch darüber schrieb. Es heißt: „Das dunkle Paradies“. Gernot Knödler

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