: das montags-interview
Otto Ziege
Otto Ziege (76), deutscher Meister im Straßenfahren von 1949, Radsport-Idol und Berliner Urgestein, ist so was wie die Seele des Berliner Sechstagerennens. Seit 1950 ist er dabei. Bis 1956 als Fahrer auf den Bahnen am Funkturm und ab 1953 wieder im Sportpalast, wo man an die glorreichen Zeiten vor der Machtergreifung der Nazis anknüpfen wollte. Die hatten das Sechstagerennen 1934 verboten. Obwohl Lokalmatador, blieb Ziege der ewige Zweite. Bei 1.000 Mark lag seine Tagesgage, erzählt er. Heute bekämen die Fahrer das Zwei- bis Dreifache. Nach seiner aktiven Karriere wurde Ziege Bundestrainer der Straßenfahrer und sportlicher Leiter des Berliner Sechstagerennens. Außerdem war er Sportleiter des Dortmunder Sechstagerennens in der Westfalenhalle. In dieser Funktion schlägt er das Fahrerfeld vor, handelt Verträge aus, ist so was wie der Regisseur der Sixdays. Zieges Herzlichkeit ist legendär. So kann es vorkommen, dass Fahrer ihn wie einen Vater, den man gern hat, wahrnehmen. Der dreifache Champion des Berliner Events, der Italiener Silvio Martinello, hat es ihm neulich auch so gesagt. Zum 92. Sechstagerennen ab Donnerstag im Velodrom ist Otto Ziege sogar auf einer CD mit den größten Sixdays-Hits zu hören. Wenig überraschend heißt sein Song: „Ich fahr so gerne Rad“.