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das körperdetailEmbryonale Krümmung, signalisierte Lebensgefahr

Eine performative Supergeste: Neymar krümmt sich Foto: reuters

Foulanzeigen unterliegen auch Moden. Früher, etwa zur Fußball-WM 1970 in Mexiko, war es für Italiener nach ihrem Mauerfußball üblich, sich bei jeder Berührung durch die Deutschen theatralisch fallen zu lassen, als seien sie im Feld gerade von einem Heckenschützen heimtückisch von hinten niedergestreckt worden. Die Art, wie tödlich getroffen auf den Rasen zu sinken, weil ein gegnerischer Spieler angeblich die Ellenbogen in die Rippen rammte oder auf die Füße trat, ist nie ganz ausgestorben.

Ist ja auch verführerisch, vor Millionen gellend-schluchzende Schmerzensschreie auszubringen. Das hat zwar alles immer etwas von Zimperlichkeit gehabt, womit die Rede auf Neymar kommt, dem schon abgereisten Frisurenwunder aus Brasilien. Seine in der letzten Partie gegen Belgien gesendeten Signale der durch gegnerische Einwirkung erbrachten Straucheleien prallten an den Schiris meist ab – Kollisionen mit Grashalmen wollten sie nicht ahnden. So gab es auch die stärkste, theatralischste Geste aus dem Repertoire Neymars nur selten, seine Spezialität: das Fallen in eine perfekt embryonale Haltung, also mit zusammengekrümmtem Rücken zu einer Pose der absoluten Schutzlosigkeit, ein Körperschema, das für Menschen, die Gewalt erfuhren und sie wieder gewärtigen, typisch ist.

Nur dass dies bei Neymar immer diese gewisse Spur zu unecht aussah, wie aus dem Fundus der performativen Supergesten entnommen. Solche Posen sind mitteleuropäischen Fußballern eher fremd und von Spitzenfußballerinnen kaum zur Aufführung gebracht. Das ist eine operettenhafte Besonderheit von Akteuren, die den Divenstatus beanspruchen dürfen – und schier verzweifeln, wenn man sich ihnen in den Weg stellt. Im Halbfinale wird einer wie er fehlen. Jan Feddersen

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