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das ding, das kommtStahlhelme zu Bratpfannen

Einst Soldatenhelm, jetzt Pfanne: Solche Konversionsgegenstände – Kriegsdinge in Alltagsgegenstände verwandelt – zeigt eine Ausstellung in Lübeck Foto: Olaf Malzahn/Industriemuseum Herrenwyk

Man kann es politisch oder pragmatisch sehen. Die pragmatische Variante wäre: Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, es gibt ungenutzte Helme, Minen, Fahnen, und die widmen wir jetzt um. Produzieren – fabrikmäßig oder in Heimarbeit – Alltagsgegenstände aus den Militaria, weil die Armut es gebietet. Da fertigt man dann Konversionsgegenstände wie Küchensiebe aus Helmen, Schüsseln aus Glasminen, ein Kinderkleid aus einer Hakenkreuzfahne.

Und genau hier wird die Ausstellung „Not macht erfinderisch – zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien“ im Lübecker Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk ambivalent. Denn natürlich hatte man aus besagtem Kleid das Hakenkreuz herausgeschnitten. Aber das typische Rot (er)kannten doch alle. Und was sagte ein solches Kleidungssstück aus, direkt nach dem verloren Krieg, in dem sich viele Deutschen als Opfer fühlten? Barg das nicht doch ein „volksdeutsches“ Statement im unzureichend entnazifizierten Nachkriegsdeutschland? Im Nachhinein schwer zu entscheiden, zumal Olaf Weddern, dessen Sammlung dies ist, die Stücke großteils selbst geschenkt bekam, ohne Informationen über die einstigen Besitzer.

„Dies ist keine Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg“, betont indes Kuratorin Bettina Braunmüller und hofft, dass das auch den Besuchern klar ist; Informationstafeln über den Angriffs- und Vernichtungskrieg der Deutschen und die Millionen Opfer hat sie aber vorsichtshalber aufgestellt, damit das Tätervolk identifizierbar bleibt.

Eigentlich, sagt sie, gehe es hier aber um eine weltweite Kulturtechnik. Weshalb sie Konversionsgegenstände aus Laos dazugenommen habe, Löffel aus Geschossteilen zum Beispiel. „Die dortige Lage ist weit dramatischer als hierzulande nach 1945“, sagt Braunmüller. „Einerseits sterben immer noch viele Laoten an Landminen, die die USA während des Vietnamkriegs abwarfen. Andererseits bauen die Armen Alltagsdinge aus den Minenresten.“

Dass die Lübecker Schau außerdem den nachholenden Überfluss der 1950er-Jahre mit Plastikbrunnen fürs Wohnzimmer und Bowlegläsern zeigt, ist der kulturhistorischen Einordnung geschuldet. Zwei Filme über die Survival- und Prepperszene führen dagegen eher vom Thema weg. Es gehe darum, wie sich Menschen auch heute auf Unvorhersehbares vorbereiteten, sagt Braumüller.

Aber darum geht es bei der Konversion gerade nicht. Sondern um Improvisation und Nachhaltigkeit. Ihr hätte man in diesen umwelt- und klima­bewegten Zeiten ruhig ein, zwei Vitrinen widmen können. Petra Schellen

„Not macht erfinderisch – zivile Notgegenstände aus Militärmaterialien“: ab 25. 10., bis 4. 4. 2021, Lübeck, Geschichtswerkstatt Industriemuseum Herrenwyk

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