piwik no script img

das ding, das kommtJesus unterm Skalpell

Falls einfaches Zusammenkleben nicht mehr funktioniert, greifen Gemälde-Restaurator*innen wie Chirurg*innen zu Nadel und Faden, um Durchstoßungen und Risse im Leinwandgewebe zu heilen. Auch Skalpelle kommen zum Einsatz, um Schmutzschichten abzulösen. Außerdem: Pinsel zum Retuschieren; Spannzangen, um die Leinwand auf Rahmen zu spannen; Spritz- und Sprühpistolen zum Auftragen eines Firnis; Schnitzeisen und -messer zur Bearbeitung der Holzrahmen. Und optische Hilfsmittel: Scanner und Fotokameras zur Dokumentation des Restaurierungsprozesses sowie Mikroskope, wenn an Details gearbeitet werden muss. Und für die Glättung von Leinwänden gibt es Vakuumtische.

Zumindest eines also kann auch ein Laie in Sachen Gemälde-Restaurierung auf den ersten Blick erkennen: „Die Kunst, ein Gemälde in seiner Substanz und Lesbarkeit zu verbessern und dennoch nur geringe Spuren auf dem Werk zu hinterlassen, kann von einem Laien nicht geleistet werden“, so formuliert es das internationale Restauratoren-Netzwerk Romoe.

Überzeugen kann man sich davon nun im Braunschweiger Herzog-Anton-Ullrich-Museum. Erstmals ist dort nämlich ein Gemälde zu sehen, das zwar im 19. Jahrhundert schon im Museumsinventar erwähnt, aber bislang noch nicht ausgestellt wurde: die „Kreuztragung Christi“ von Pieter Brueghel dem Jüngeren. Schwer beschädigt lag das fast 400 Jahre alte Gemälde jahrzehntelang im Depot des Museums, voller Risse, Löcher und Fehlstellen in der Malschicht. Nun ist es jahrelang restauriert worden und von „der ersten Bestandsaufnahme bis zum letzten Pinselstrich kann das Publikum die Wiederherstellung“ an sechs Stationen nachvollziehen. Robert Matthies

„Brueghel. Ein Meisterwerk restauriert“: bis 17. 5. 2020, Braunschweig, Herzog-Anton-Ullrich-Museum

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen