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das ding, das kommtAusgedrückt

Hamburgs rot-grüne Regierung hat sich gerade dazu durchgerungen, in Bremen gibt’s ein Rauchverbot auf Spielplätzen schon seit 2013. Gut: Sind beides Stadtstaaten, da ist so was vergleichsweise einfach. In Schleswig-Holstein haben unter anderem Kiel und Norderstedt entsprechende Regelungen, und die Diskussion über eine landesweite ist im Gange. In Mecklenburg-Vorpommern scheint die Landesregierung ein offenbar als unpopulär erscheinendes Verbot eher den Kommunen überlassen zu wollen, und so steht es auch im niedersächsischen Nichtraucherschutzgesetz, geändert zuletzt im Jahr 2008: „Die Gemeinden sind für den Schutz der Benutzerinnen und Benutzer von öffentlichen Spielplätzen vor Passivrauchen und vor den Gefahren verantwortlich, die von beim Rauchen entstehenden Abfällen ausgehen.“

So weit, so unübersichtlich. Man kann sich angesichts all dieses politischen oder auch Verwaltungshandelns aufgerufen fühlen, endlich mal loszuwerden, was einem immer schon auf den – wirklich nur möglicherweise nikotingelben – Nägeln brannte, also etwa Erörterungen über die Freiheit an sich. Oder meinetwegen hart am Passiv-Aggressiven entlang Schrammendes über gegängelte, ja: entrechtete Eltern. Man kann auch einfach gelassen bleiben, was Rauchende ja gern für sich beanspruchen, und bei Gelegenheit einen Ausflug machen: nach Jesteburg. Im dortigen Kunstverein nämlich stellt, seit gut zwei Wochen und noch für ungefähr sechs weitere, die Berlinerin Natalie Czech Fotografien aus – unter dem Titel ­„Cigarette Ends“.

Dieser soll dabei ausdrücklich als offen verstanden werden: Geht’s da ums Ende einer alten, auch gern verklärten Epoche, in der das Rauchen noch weniger marginalisiert war, sich vielmehr bei Tisch, im Flugzeug und sogar im Arztwartezimmer ausüben ließ? Geht’s ums Ende jener mysteriösen Zeitspanne, die als „Zigarettenlänge“ bezeichnet wurde (was dann ja auch demnächst niemand mehr versteht)? Oder geht’s um die Kippe, diesen Giftstummel, dessen Verbleib in der Kinder-Sandkiste ja einen der Gründe liefert für alle Verbotsdiskussion?

Das Material der gebürtigen Neusserin Czech, die in Düsseldorf studiert hat, sind in diesem Fall Assemblagen von gerauchten Zigaretten verschiedener, internationaler Marken der 1930er-Jahre bis heute: Schachteln unterschiedlicher Marken hat sie gesammelt und lässt auf ihren Bildern nun gerauchte Zigaretten aufeinandertreffen. Dabei ergeben die klangvollen, teils schon lange, Pardon, ­erloschenen Markennamen eine Art minimalistischer Poesie: „Free / Holiday“, „Visa / Vis / Vision“ oder „Mary Long / Life / So Long“.

Alexander Diehl

Bis 13. 12., Jesteburg, Kunstverein

www.kunstverein-jesteburg.de

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