piwik no script img

das ding, das kommtFlatternde Vielfalt

Symbol des Nicht- straighten: Seit 1978 weht die Regenbogenfahne, wo queere Menschen feiern, leben, kämpfen Foto: Markus Scholz/dpa

Bunt ist sie – wie das Begehren: 1978 wehte erstmals eine Regenbogenfahne als Symbol schwulen, lesbischen und sonstwie Nicht-hetero-Stolzes; das war in Downtown San Francisco, entworfen hatte sie der Künstler Gilbert Baker. Seit sechs Jahren geht in Hamburg Oliver Greve „Fahnemastenputzen“. Greve ist Regenbogenfahnen-Beauftragter bei „Hamburg Pride. Der Verein sucht seit 2003 „Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- oder Intersexuellen abzubauen“ – bekannteste Aktivität ist die „Pride Week“.

Vergangenes Jahr konnte Greve 180 Regenbogen-Standorte auf seiner Karte eintragen. Die prächtigste Beflaggung bot der Ballindamm, dieses Jahr zieht der benachbarte Jungfernstieg nach; mit Alsterhaus und Europapassage sind auch Kaufkraftmagneten bunt beflaggt; seit 2008 ist es in Hamburg das Rathaus, ganz offiziell.

Dass so viele Unternehmen den Christopher Street Day (CSD) entdeckt haben und sich Vielfalt, tja, auf die Fahne ­schreiben, daran gibt es auch Kritik: Die Veranstaltung laufe Gefahr, zum „Schlagermove 2.0“ zu werden, warnte vor zwei Jahren ein Facebook-Kommentator. Immerhin: Die Hälfte der Außenfläche von Paraden-Trucks muss inzwischen politische Anliegen transportieren.

Dass sich an dem ikonischen Stück Stoff – Baker’s Original erwarb das Museum of Modern Art – immer noch manches entzündet, zeigte sich zuletzt in Berlin: US-Botschafter Richard Grenell war nicht erlaubt, eine Rainbow Flag hissen zu lassen – das hatte Außenminister Mike Pompeo für alle US-Vertretungen untersagt. Grenell tat es trotzdem; er nahm 1993 an seiner ersten CSD-Parade teil.

Welche Farben der textile Regenbogen versammelt, hat sich gewandelt. Geschwister hat er bekommen, etwa die „Bear flag“ in Brauntönen. Zuletzt machte eine merkwürdige Variante von sich reden: US-Rechtsex­tremisten wollten einen „Straight Pride“ etablie­ren, also einen Hetero-Stolz, mitsamt Parade und Fahne – sie ist schwarz-weißAlexander Diehl

Pride Week Hamburg: Sa, 27. 7., bis So, 4. 8., www.hamburg-pride.de; Sommerloch-Festival CSD Braunschweig: Fr + Sa, 9. + 10. 8., www.csd-braunschweig.de; Lübeck Pride: Fr + Sa, 16. + 17. 8., www.luebeck-pride.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen