das ding, das kommt: Nach Gewicht und Ausdauer
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Am Westrand der Lüneburger Heide gelegen, hat die Gemeinde Neuenkirchen nicht nur eine stabile CDU-Ratsmehrheit und ein „Kartoffelfest“ jeweils am 3. Septemberwochenende. Dort findet sich auch der Springhornhof. Der dort wirkende, enorm verdienstvolle Kunstverein erinnert an diesem Wochenende an ein Geschehen, das beinahe so lange zurückliegt, wie Punk alt ist: Im Sommer 1977/78 stellte sich ein Mann namens Timm Ulrichs in eine Feldeinfahrt – und warf Steine in alle Richtungen.
Nicht Pflastersteine, wie sie andernorts zum Revolte-Gegenstand geworden waren (gut zehn Jahre früher) oder beiseite geräumt auf der Suche nach mythischen Stränden (noch etwas früher). Nein, Wald- und Wiesen-, also: Feldsteine verschiedener Größe flogen da in die Landschaft, und am Ende war daraus geworden, was der „Totalkünstler“ als „Ego-zentrischen Steinkreis“ bezeichnet hat: eine „kreisrunde Streuung“, heißt es nun, „durch das Gewicht der Steine und die Ausdauer, Kraft und Körpergröße des Künstlers bedingt“.
Was ist geworden aus der Aktion, die ganz nebenbei die vermeintlich so trennscharfen Kategorien Natur und Kultur, Wachsen und Gestalten ins Schwimmen brachte? Ist längst Gras gewachsen über Ulrichs’Steine? Bedienten sich Bauherren? Entstand am Ende ein Gewerbegebiet? Zur Spurensuche mit dem Künstler höchstselbst lädt der Verein an diesem Sonntag: Treffpunkt ist um 11 Uhr am Springhornhof, von wo aus es dann – nicht im kaffeefahrttauglichen Bus, sondern spätkapitalistisch individualisiert: in privaten PKWs – zum „Ego-zentrischen Steinkreis“ geht. Zurück im Springhornhof stellt Ulrichs dann einen Katalog „des großen Erfolges wegen“ vor, von dem die Mitglieder des Kunstvereins ein signiertes Freiexemplar erhalten.
Das alles ist die erste von mehreren „Sonntagstouren“: Bis Oktober finden sie einmal im Monat statt– Näheres unter www.springhornhof.de. (aldi)
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