das ding, das kommt: Die Weste ist bunt
Der Trend schwappt über den Rhein: An diesem Samstag demonstrieren in mehreren deutschen Städten – darunter Hamburg, Hannover und Kiel – Menschen in bunten Westen. Dieses Erkennungszeichen nach französischem Vorbild eint sie womöglich mehr als irgendeine bestimmte politische Richtung.
Ganz neu ist das nicht: Bereits im Dezember hatten Demonstrationen auch hierzulande Solidarität mit den französischen Gelbwesten bekundet. Auch Sarah Wagenknecht rief dazu auf: Die Mitinitiatorin der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ und Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag stand, selbst in gelbem Wams, im Video vor dem Kanzleramt und fordert Proteste „gegen eine Regierung der Reichen“. Gingen aber drüben in Frankreich an so manchem Samstag Hunderttausende auf die Straße, blieb das deutsche Pendant erst mal überschaubar.
Mit dem Hashtag #buntewesten und einem neuen Video warb „Aufstehen“ für die anstehenden Demonstrationen: Steve Hudson (SPD), Gründer der #NoGroko-Kampagne, fordert darin „eine Politik für die Millionen, nicht für die Milliardäre“. Um fünf vor zwölf – „denn es ist wirklich fünf vor zwölf“, sagt Hudson wirklich – werden sie auf die Straße gehen, für … ja, wofür eigentlich? „Wir haben die Schnauze voll“, heißt es auf der „Aufstehen“-Homepage. Konkrete Forderungen hat die Gruppe, der bis zu 170.000 Menschen angehören sollen, bisher nicht gestellt.
In der Bewegung finden Protestierende unterschiedlichster Hintergründe zusammen – ähnlich wie die Original-Gelbwesten eint sie aber wohl vor allem die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden; in Frankreich gingen Rechts- und Linksextreme sowie Menschen aus der politischen Mitte auf die Straße.
Die bunten Westen von „Aufstehen“ sollen denn auch ausdrücklich für Vielfalt stehen, erklärt Hudson in dem Video. Wie viele bereit sind, wirklich auf die Straße zu gehen, ob sich bunte Westen als neues Zeichen des Protests durchsetzen? Das wird sich zeigen.
Carlotta Hartmann
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