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das ding, das kommtSchweinesystem auf dem Dach

Faszinierendes Flackern: Das Blaulicht (bürgerlich: Rundumkennleuchte) fasziniert Kinder (aber längst nicht nur) Foto: Abb.: Flinn

Kinder und Hooligans lieben es, das blaue Geblinke vom Polizeiauto. Bei Autonomen ist es komplizierter, aber ganz weit aus dem Fenster lehnen muss sich auch da nicht, wer eine gewisse Angstlust unterstellt, wenn die flackernden Wannen vorfahren. Und wer es nun weder mit Lightshows noch mit Krawallen hat, der dürfte wenigstens am fachlich korrekten Namen der Blinkmaschine seine Freude haben: Die heißt eigentlich Rundumkennleuchte.

Blau ist deren Licht in Deutschland übrigens nicht zufällig seit 1933. Weil man da schon den Krieg im Kopf hatte und die Blinkerei in Blau – wie die Physiker*in Weiß – am heftigsten streut in der Atmosphäre. Darum lässt sich das Licht auf der Straße sehr gut, vom feindlichen Bomber in der Luft hingegen nur sehr schlecht erkennen.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass früher Punks und heute Rapper*innen sich dieser Geschichte bewusst waren. Aber es ist schon bemerkenswert, wie das im Grunde harmlose, ja sogar vorwarnende und unfallvermeidende Licht im subversiven Liedgut Pars pro Toto für das Schweinesystem an sich gehandelt wird. Fast poetisch etwa Nate57 aus Hamburg: „Sag, was ist deine Aussicht, Blaulicht / Übertreibt man die Lage, dann geht es ins Auge / Was haben wir für ’ne Aussicht? / Blaulicht, Blaulicht, Blaulicht!“

Und Polizistenfreund*innen sind ihrerseits ja genauso besessen davon: Wir haben dieses „Blaulicht“ genannte Ressort in den Boulevardmedien, die flackernde Kolonne im „Kollegen gesucht“-Werbefilmchen und sicher auch den einen oder anderen Adrenalinstoß unten im Streifenwagen, wenn oben die Lampe angeht.

Kurzum: Wenn nun am Sonntag der 2. „Altonaer Blaulichttag“ ansteht, hat er viel zu bieten – vor allem aber für die tatsächlichen Kinder: Hüpfburgen etwa, Laternen und dem Spielmannszug. Mit Rhea Harder-Vennewald und Matthias Schloo sind dann auch noch die Hauptdarsteller der ZDF-Klamotte „Notruf Hafenkante“ vor Ort, um ihre Vorbilder vom (echten) PK 21 kennenzulernen. Und das alles auf einer (Achtung!) „Blauen Meile“ rund um den Noch-Fernbahnhof. (jpk)

So, 4. 11., ab 13 Uhr, rund um den Bahnhof Hamburg-Altona

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